: Gegen aggressives Klingeln
■ Betr: Absteigen oder zehn Mark her“, taz vom 16.10.93
Der o. g. Artikel vermittelt den Eindruck, der ADFC würde Drängeln und rücksichtsloses Verhalten von Radfahrern tolerieren. Gegen diesen Eindruck möchte ich mich ausdrücklich verwehren. Der ADFC spricht sich gegen jedes rüpelhafte Fahrverhalten auf Radwegen und Straßen aus und vertritt den auch für Radfahrer gültigen Grundsatz der Straßenverkehrsordnung, wonach alle Verkehrsteilnehmer zu Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme aufgefordert sind. Demzufolge haben sich Radfahrer so zu verhalten, daß kein anderer Verkehrsteilnehmer geschädigt oder gefährdet oder unnötigerweise behindert bzw. belästigt wird. Das in dem Artikel geschilderte Verhalten des überholenden Radfahrers stellt eine eindeutige Gefährdung der langsameren Radfahrerin dar und ist daher zu verurteilen. Diese klare Ordnungswidrigkeit habe ich auf keinen Fall durch die Worte „nicht direkt“ abschwächen wollen. Vielmehr bezogen sie sich auf die Frage der Redakteurin, ob denn in solchen Fällen das rechte Überholen auf Radwegen und damit ein Ausweichen auf den Gehweg (von ihr als „Hamburger Lösung“ bezeichnet) nicht besser sei? Richtig ist vielmehr, daß der von hinten herannahende Radler nur links überholen darf und das auch nur dann, wenn dies aufgrund der jeweiligen Situation gefahrlos möglich ist. Radfahrer sind übrigens nicht gezwungen, sich akustisch zu erkennen zu geben, wenn sie sich von hinten einem langsameren Radfahrer nähern. Sie können und sollten es aber tun. Insbesondere gilt dies an engen, unübersichtlichen oder gefährlichen Stellen und wenn ersichtlich ist, daß der langsamere Radfahrer seine Spur nicht einhält. Wenn ich mich hierbei für ein „Liedchen auf den Lippen oder Pfeifen“ ausspreche, dann nur deshalb, weil ich etwas gegen aggressives Klingeln habe. Ich möchte nicht in gleicher Manier wie manche Autofahrer auftreten, die sich nach dem Motto „Mach Platz da, das ist mein Weg/meine Spur“ mit der Hupe freie Fahrt verschaffen. Wolfgang Reiche
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen