: Gegen Lufthansa
Die Proteste gegen Abschiebungen auf dem Luftweg nehmen zu. Alle Passagiere können sich einmischen
Heute will die Initiative Shudoda (Shut down deportation airport) ihren Namen wahr machen und den Flughafen Schönefeld blockieren. Das Bündnis von antirassistischen und Flüchtlingshilfegruppen will durch Demonstrationen und Aktionen verhindern, dass abgelehnte Asylbewerber von Schönefeld aus in ihr Heimatland zurückgebracht werden.
Die Blockade ist Teil der internationalen Kampagnen der „Deportation Alliance“, mit denen die Deutsche Lufthansa dazu gebracht werden soll, auf ihren Flügen keine Abschiebungen mehr durchzuführen. Vor zwei Wochen kam es auf der Jahreshauptversammlung der Lufthansa im Internationalen Congress Centrum in Berlin zu einem Eklat, als die Gruppe der Kritischen Aktionäre den Vorstand und Aufsichtsrat wegen dieser Praxis scharf kritisierte.
Der Flüchtlingsrat forderte gestern in einer Presseerklärung das Flugpersonal aller Fluggesellschaften dazu auf, seine Mithilfe bei der Beförderung von „Zwangspassagieren“ zu verweigern. Durch ihr Eingreifen könnten Menschenleben gerettet werden. Auch die Passagiere könnten dazu beitragen, dass keine Flüchtlinge an Bord der Maschine außer Landes gebracht werden. Wer beobachtet, dass Mitpassagiere gegen ihren Willen an Bord des Flugzeuges festgehalten werden, kann beim Piloten Protest einlegen. Es ist auch möglich, sich nicht anzuschnallen oder den Sitzplatz nicht einzunehmen, um das Flugzeug am Starten zu hindern.
Falls die begleitenden Beamten des Bundesgrenzschutzes gegen einen Abzuschiebenden mit Gewalt vorgehen, ist es sogar rechtens, gegen die Beamten einzuschreiten. Nach dem internationalen Abkommen von Tokio 1963 sind Beamte an Bord eines Flugzeuges ganz normale Passagiere. Wenn ein Mitpassagier geknebelt wird, wäre Weggucken unterlassene Hilfeleistung. Das bestätigt auch Jörg Radcke, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: „Eigentlich müssten die Passagiere im Falle von Zwangsmaßnahmen gegen die Polizisten vorgehen.“
Donnerstagabend haben Unbekannte unweit des Güterbahnhofs Wuhlheide eine Hakenkralle auf die Oberleitung geworfen. Die Verfasser des Bekennerschreibens der Gruppe „Miroslawa Kolodzieska“ erklärten, damit den Airport-Zubringer stoppen zu wollen. Der Staatsschutz ermittelt. DIETMAR KAMMERER
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