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Gegen Lohnraub

■ SPD gegen Feiertags-Lohnabzug zur Finanzierung der Pflegeversicherung

Bonn (AFP) – SPD und Gewerkschaften haben massiven Widerstand gegen die von der Bonner Koalition geplante Finanzierung der Pflegeversicherung angekündigt. Die beabsichtigten Kürzungen bei der Lohnfortzahlung an Feiertagen oder die Streichung von Urlaubstagen seien eine verfassungswidrige Verletzung der Tarifautonomie, sagte SPD-Chef Scharping gestern. Er bekräftigte die Forderung der SPD nach einer inhaltlichen Verbesserung des Pflegegesetzes. Andernfalls wollen die Sozialdemokraten das Gesetz im Bundesrat ablehnen. Führende Politiker der Bonner Koalition verteidigten den Plan, die Lohnfortzahlung an den zehn bundeseinheitlichen Feiertagen um 20 Prozent zu kürzen oder wahlweise zwei Urlaubstage zu streichen.

Die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies kritisierte die geplante Lohnkürzung als „Verfassungsbruch“ und Angriff auf die „Grundfeste der Tarifautonomie“. Wenn die Arbeitgeber sich nicht an Protestaktionen dagegen beteiligten, werde es einen massiven Tarifkonflikt geben, sagte sie. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer schloß eine Verfassungsklage nicht aus.

Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) wies die Kritik am Finanzierungsmodell der Koalition als „destruktiv“ zurück. Die sozialpolitischen Pfeiler der Pflegeversicherung dürften nicht an „kleinkarierter Betonmentalität“ der SPD und der Interessenverbände scheitern. Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) sagte, das Modell der Koalition werde in der Bevölkerung akzeptiert, weil den meisten Bürgern klar sei, daß der Wirtschaft in dieser Situation nicht weitere 30 Milliarden Mark Sozialabgaben zuzumuten seien.

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