: Gegen Honorarsystem
■ Ärztekammer: Reform führt zu deutlich kürzeren Patienten-Gesprächen
Eine radikale Änderung des bestehenden Honorarsystems für Kassenärzte hat die Berliner Ärztekammer gefordert. Für die ambulante ärztliche Tätigkeit müßten Verhältnisse geschaffen werden, die „Beziehungsmedizin“ und „hausärztliche Versorgung“ wieder besserstellen, wie die Kammer am Donnerstag eindringlich verlangte.
Die jetzige Entwicklung ist nach Darstellung der Kammer zu einer „ernsthaften Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung“ geworden. Die Kammer sprach von einer „Krise der ambulanten Medizin“. Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung wurden aufgerufen, die Konflikte, die sich in Berlin mehr als anderswo zuspitzten, gemeinsam zu lösen.
Hintergrund des Appells ist die am 1. Januar in Kraft getretene Reform des Honorarsystems der Kassenärzte, durch die die Position der Hausärzte gestärkt werden sollte. Seit dem 1. Juli hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen jedoch die Zeit für Patientengespräche budgetiert, so daß ein Arzt pro Quartal bei zwei Patienten zusammen nur noch ein einziges Gespräch von 10 bis 15 Minuten Dauer und bei insgesamt vier Patienten nur noch eine einzige gründliche körperliche Untersuchung abrechnen dürfe. ADN
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