: Gegen Gesinnungsfragebogen
betr.: „Künstliche Allianzen“ von Jan Feddersen, taz vom 30. 1. 06
Ich will als Schwuler den Gesinnungsfragebogen zur Einbürgerung mit seinen Fragen zur Homosexualität nicht haben. Dem antisozialistischen und freiheitsfeindlichen Austoben des Artikels schließe ich mich nicht an. AXEL HOGH, Hannover
Allen ist doch sicherlich klar, dass konservativ-chauvinistisch-repressiven Strömungen Einhalt geboten werden muss, aber eben unabhängig von kultureller, religiöser oder „ethnischer“ Herkunft. Feddersen selbst scheint aber Chauvinismus nicht ganz abgeneigt zu sein: Nicht nur die Bildunterschriften oder auch die anscheinend alleinige Motivation, es nur auf den „deutschen Reisepass“ abgesehen zu haben, lassen mich fragen, was so was in der taz zu suchen hat, nein, es wird noch getoppt von der Lobhudelei auf Pim Fortuyn, der ja anscheinend auch nur ein missverstandener Homoaktivist war.
So viel Gutgläubigkeit auf der einen Seite (natürlich wird der Muslim-Test nur in „begründeten Zweifelsfällen“ angewandt …) und Blindheit auf der anderen Seite machen es selbst für jemanden wie mich, der die Kontroverse gerade auch bei der taz sehr schätzt, schwer, so etwas wiederholt auf diesem Niveau lesen zu müssen.
Ich kann Feddersen wenigstens darin zustimmen, dass Minorität an sich keine Kategorie sein sollte, nach der in „Gut“ und „Böse“ eingeteilt wird, aber das trifft ebenso auf Religion, Kultur oder Geschlecht zu. Ein aufgeklärter Mensch wird (oder sollte sich zumindest) immer mit denjenigen solidarisieren, denen Unrecht widerfährt, unabhängig davon, ob ihm der oder diejenige wegen Zugehörigkeit zu einer dieser oder anderer Kategorien sympathischer ist oder nicht. FREDRIK HOLST, Berlin
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