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Archiv-Artikel

Gegen Dummheit

Recolonize Cologne: 20 Uhr, HAU 1, Stresemannstr. 29

Wohin Unkenntnis über die koloniale Vergangenheit Deutschlands führt, lässt sich in Augsburg erleben: Dort soll ein „African Village“ stattfinden, eine folkloristische Veranstaltung mit wohltätigem Anspruch. Dass der Name „African Village“ unselig ist, da er an die Völkerschauen vergangener Zeiten erinnert, ist den Veranstaltern nicht in den Sinn gekommen. Das beteuern sie zumindest, seit sich der Protest afrodeutscher Initiativen regt. Derlei Unbedarftheit auf den Leib rückt die 45-minütige Filmcollage „Recolonize Cologne“. Sie setzt Archivmaterial und Playmobilfiguren ein, um nachzustellen, wie das Deutsche Reich 1884 Schutzmacht Kameruns wurde und fortan den Handel regulierte, Aufstände niederschlug und schließlich Gesetze etablierte, die der Film mit der heutigen Asylgesetzgebung in Deutschland in Verbindung bringt. Adoville Saague, ein Aktivist von Kanak Attak, spielt den Kaiser von Kamerun, lässt sich auf einer Sänfte durch die Kölner Innenstadt tragen und wird mit „Hoch“-Rufen bejubelt. Am Ende einer Einkaufsstraße annektiert er einige Quadratmeter Fußgängerzone und erklärt sie zum Weltbürgerterritorium, nachdem er herkunftsdeutsche Passanten dazu aufgefordert hat, sich für eine Völkerschau in der kamerunischen Hauptsadt Jaunde einzuschreiben.