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Gefahr des Todes

Der iranische Studentenführer und Publizist Heschmatollah Tabarsadi sitzt wieder einmal im Gefängnis. Das Regime fürchtet neue Studentenproteste

Seine erste schlechte Erfahrung mit der iranischen Justiz ist es beileibe nicht. Heschmatollah Tabarsadi, Vorsitzender der Islamischen Studentenvereinigung im Iran, sitzt seit Samstagabend wieder einmal in Haft. Konkrete Anschuldigungen gegen Tabarsadi gaben die Behörden zunächst nicht bekannt. Die Studentenvereinigung, eine der größten im Iran, erklärte dazu, dass es nicht verfassungsmäßig sei, die Meinungsäußerungen einer Vereinigung zu bestrafen, die vom Innenminister genehmigt sei.

Tabarsadi ist gleichzeitig Chefredakteur der Zeitung Gozaresh-e-Ruz (Täglicher Bericht), eine von etwa 17 Publikationen, die in den letzten Monaten verboten wurden. Vor einem Jahr wurde Tabarsadi schon einmal festgenommen – wegen „Verbreitung von Propaganda gegen das islamische System“.

Die jetzige Verhaftung Tabarsadis ist eine Art Präventivmaßnahme der Behörden. Im Juli jähren sich nämlich die Teheraner Studentenproteste vom vergangenen Sommer. Das Regime befürchtet neue Proteste und will mit derartigen Repressalien Unzufriedene abschrecken.

Der 40-jährige Tabarsadi ist das Enfant terrible der inneriranischen Dissidentenszene. Einerseits ist er streng religiös, andererseits lehnt er das Prinzip der „welajat-e faqih“ ab – der Statthalterschaft der Rechtsgelehrten, Grundlage der iranischen Theokratie. „Welayat-e faqih bedeutet die Herrschaft des Klerus. Aber eigentlich sollte das Volk herrschen“, erklärte Tabarsadi im März 1999 gegenüber der taz und forderte eine Volksabstimmung über das Staatssystem. Das Gespräch fand in einem Versteck statt, denn der Vater von sechs Kindern fürchtete einen Anschlag der „Ansar-e Hisbullah“, des berüchtigten Schlägertrupps der „Anhänger der Partei Gottes“.

Mit ihnen hatte Tabarsadi bereits schmerzliche Erfahrungen gemacht. 1997 überfielen religiöse Hooligans die Redaktion seiner damaligen Zeitung Pajam-e Daneschju (Mitteilung der Studenten). Tabarsadi musste damals auf der Intensivstation behandelt werden. Wenig später wurden der Zeitung die Redaktionsräume entzogen; sie gehörten einer religiösen Stiftung. Obwohl er sich seinem eigenen Verständnis nach für einen „reinen Islam“ einsetzt, erhielt Tabarsadi Redeverbot an sämtlichen Universitäten des Landes.

Dennoch machte er weiter. Auf die Frage, ob sein Engagement nicht lebensgefährlich sei, hatte Tabarsadi der taz in bester schiitischer Märtyrertradition erklärt: „Na und? Jeder Kampf birgt die Gefahr des Todes in sich.“ CHARLOTTE CLAVEN

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