piwik no script img

Gefährlich Wohnen

■ Türkischer Komponist wurde Opfer eines brutalen Überfalls / Zusammenhang mit dubioser Hausmodernisierung und rabiaten Methoden des Hausbesitzers?

Opfer eines Überfalls mit dubiosem Hintergrund wurde der bekannte türkische Komponist und Pianist Tayfun Erdem. Wie erst jetzt bekannt wurde, drangen bereits am Dienstag letzter Woche zwei etwa 25jährige Männer in die Wohnung von Erdems Freundin ein und schlugen den Komponisten zusammen. Erdem erlitt eine Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch und zahlreiche Platzwunden. Die Mietergemeinschaft, die den Fall gestern öffentlich machte, sieht keine Rechtsradikalen hinter der Tat. Sie vermutet vielmehr einen Zusammenhang mit dem Haus Schönleinstraße 26, in dem Erdem überfallen wurde. Der Überfall „muß nach Meinung der Mieter“, so gestern Gerhard Heß von der Mietergemeinschaft, im Zusammenhang gesehen werden mit dem Versuch des Hauseigentümers, Widerstand gegen die Modernisierung des Hauses zu brechen.

Erdems Freundin sei „praktisch“ die letzte Mieterin des Hauses, die sich noch nicht habe vergraulen lassen, erläuterte Heß. Die unbekannten Täter hätten am Abend der Tat vor der Tür nicht Erdems Namen gerufen, sondern den Namen der Frau, bevor sie die Tür eingetreten hätten. Außerdem sei nichts gestohlen worden. Der Besitzer des Hauses, Kurt Andree, sei zumindest mitverantwortlich für den Überfall, weil das Haus eine „Einladung für Brandstifter und andere ungebetenen Gäste“ darstelle. Die Haustür sei nicht mehr abschließbar und zahlreiche halbmodernisierten Wohnungen stünden offen, kritisierte Heß gestern. Wie berichtet, hatten die Mieter des Hauses bereits im Februar gegen unzulässige Modernisierungsmethoden des Hausbesitzers protestiert.

Laut Mietergemeinschaft hat Erdem Anzeige bei der Kriminalpolizei erstattet. Von Polizei und Justiz waren gestern am späten Nachmittag keine Auskünfte mehr zu erhalten. Auch Erdem war nicht mehr erreichbar.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen