: Gedächtnisschwund beim ALKEM–Prozeß
■ Zeugen wollten sich an nichts erinnern
Hanau (taz) - Der siebte Verhandlungstag im Hanauer ALKEM–Prozeß gegen drei Ministerialbeamte des hessischen Wirtschaftsministeriums und zwei Manager der Plutoniumfabrik war gestern vom kollektiven Gedächtnisverlust der als Zeugen geladenen Angestellten des Ministeriums geprägt. Der frühere Mitarbeiter der Hanauer Nuklearbetriebe und spätere Hilfsreferent der angeklagten Beamtin Angelika Hecker, Manfred Dohm, führte zunächst aus, daß ihm in Sachen ALKEM „nie etwas zu Ohren gekommen“ sei. Erst auf Vorhalt von Richter Frese, der den Zeugen mit diversen Aktenvermerken konfrontierte, gab Dohm zu, daß er „irgendwie mal etwas mit ALKEM zu tun gehabt“ hätte. Auch der seit 1976 als Hilfsreferent unter Angelika Hecker arbeitende Zeuge Alfons Schulz konnte sich zuerst nicht an Vorabgenehmigungen des Ministeriums für ALKEM erinnern. Hier wies Richter Frese dem Zeugen nach, daß er Sachbearbeiter für die umstrittene Erhöhung der Spaltstoffanteile bei der ALKEM gewesen war. Schulz weigerte sich konsequent, die Namen der Kollegen, die „mit der Sache zu tun hatten“, dem Gericht zu nennen. Falls man im Ministerium Fehler gemacht habe, könne der Behörde kein Vorwurf gemacht werden, da es für Genehmigungen von Brennelementefabriken kein „klares Regelwerk“ gegeben habe. Das hätte man sich nämlich erst erarbeiten müssen, meinte Schulz.
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