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Gebrauchtwagen-Nepper

■ Die Polizei warnt: Vorsicht beim Wagenkauf

Ost-Berlin. Zwölf oder vierzehn Jahre mußte der normalverdienende DDR-Autofreak in der Regel warten, bis er einen fahrbaren Untersatz zugeteilt bekam - und dann war es meist auch nur ein Trabant. Zählte er hingegen zu den besser betuchten Mitbürgern, konnte er sich sogar einen Gebrauchtwagen leisten. Natürlich auch nur einen aus östlicher Produktion, denn selbst ein fünfzehn Jahre alter Daimler war für den normalen Sterblichen schlicht unbezahlbar. Dann fiel die Mauer, der Run auf den Westberliner Gebrauchtwagenmarkt begann. Wie der Ostberliner Kriminalhauptkommissar Geipel auf einer Ost-West -Polizeipressekonferenz mitteilte, gibt es immer wieder Fälle, bei denen Ostberliner Käufer von dubiosen Gebrauchtwagenhändlern übertölpelt werden. Merkwürdigerweise sei aber erst ein einziger Fall zur Anzeige gekommen. Da hatte der 25jährige Thomas K. auf einem privaten Automarkt im Stadtbezirk Friedrichshain sich von einem Westberliner einen Renault R5 aufschwatzen lassen, den Wagen laut Vertrag „gekauft wie gesehen“ und dafür 2.500 DM hingeblättert. Wie sich einige Tage später herausstellte, handelte es sich dabei um einen bereits „stillgelegten“ Unfallwagen, den der Westberliner für ganze 100 DM „zum Ausschlachten“ von seinem letzten Halter erworben hatte. Doch nicht nur Ostberliner gehen Auto-Neppern auf den Leim. So inserierte ein Westberliner Autohändler im Bundesgebiet nach sogenannten Jahreswagen. Die potentiellen Verkäufer wußten um die höheren Gebrauchtwagenpreise in West-Berlin und stellten ihre Preisforderungen. Doch nachdem der Vertrag unterschrieben war, forderte er unter einem Vorwand das Formular des Verkäufers für einem Moment zurück und setzte dort eine preisreduzierende Klausel ein. Der Geprellte bemerkte die Manipulation meist zu spät. Obwohl bisher 60 Anzeigen gegen den Mann vorliegen, konnte man ihm seine Taten nicht nachweisen.

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