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■ GastkommentarIntegration ade

Vier Wochen nach Schuljahrsbeginn stehen 230 behinderte SchülerInnen und ihre LehrerInnen in Integrationsklassen immer noch vor der Frage, ob sie die notwendige sonderpädagogische Förderung erhalten werden. Einige Lehrkräfte und Schulräte haben angekündigt, daß sie die gemeinsame Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder ohne diese Förderung nicht durchführen können. Das heißt, es würden Kinder wieder an die Sonderschule zurückgeschickt.

1990 wurde die gemeinsame Erziehung erheblich ausgedehnt und in das Berliner Schulgesetz aufgenommen. Damals wurde festgelegt, daß Eltern behinderter Kinder ein Wahlrecht zwischen Sonder- und Grundschule haben. Seit langem war klar, daß 1997 dieser Jahrgang die Integration in der 7. Klasse der Sekundarstufe fortsetzen will. Deshalb wurde im letzten Jahr der Anspruch auf Fortsetzung der integrativen Erziehung in der Sekundarstufe I auch gesetzlich festgeschrieben und 230 Kinder wurden jetzt in 7. Klassen aufgenommen. Nur – Sonderschullehrer sind absolute Mangelware. Aus den Sonderschulen können die Lehrkräfte, die jetzt gebraucht werden, nicht abgezogen werden. In ähnlicher Situation waren die Europaschulen und die Berufsschulen. Beiden wurde vor 14 Tagen die Ausnahmegenehmigung zur Einstellung von Lehrkräften erteilt. Nur die Integrationsklassen blieben außen vor.

Sollte der Senat die Einstellung dieser Lehrkräfte nicht genehmigen, wäre dies ein schwerer Rückschlag für die gemeinsame Erziehung, wenn nicht gar ihr Ende. Denn nur wenn die Fortführung des erfolgreich begonnenen Projekts in der Sekundarstufe garantiert ist, werden Eltern ihre Kinder in der allgemeinen Grundschule und in den Oberschulen gut aufgehoben wissen. Sonst setzt der Gang zurück in die Sonderschule ein.

Der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern ist eines der bedeutendsten Reformprojekte der letzten Jahrzehnte und hat erheblich zur Humanisierung der Schule und Individualisierung des Unterrichts beigetragen. Behinderte und nichtbehinderte Kinder lernen, selbstverständlich miteinander zu leben. Wer dieses Projekt wegen fehlender 21 Sonderpädagogen gefährdet, macht einen wichtigen Schritt zu einer toleranteren und menschlichen Schule zunichte. Sybille Volkholz

schulpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen

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