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Ganz locker

Neue GAL-Broschüre der Bürgerschaftsfraktion verrät: Politik macht Spaß. Und PolitikerInnen gehören ins Fotostudio  ■ Von Peter Ahrens

Die Hände. Christa Goetsch ringt sie, Bettina Kähler faltet sie, Anja Hajduk versteckt sie. Und das Strahlen. Alle lachen, lächeln, grinsen. Antje Möller ein wenig verkniffen, Mahmut Erdem wie ein Honigkuchenpferd. Spaß quillt aus jeder Pore. Es muss eine fröhliche Sache sein, für die GAL Politik in der Hamburger Bürgerschaft zu machen. Das verspricht die neue Broschüre, die die Fraktion hat fertigen lassen. Abgeordnete auf dem Laufsteg: GAL goes GALA.

Da werden alle verbliebenen 16 Mitglieder der Fraktion vorgestellt, wo ihre politischen Schwerpunkte liegen, seit wann sie im Parlament sitzen, was sie beruflich tun. Und dazu je ein Foto, gefertigt im Studio des Hamburger Fotografen Eduard Raab. Da stehen sie alle von Bühler bis Zamory, aus dem Ei gepellt, redlich um Lockerheit und gute Laune bemüht. Hans-Peter de Lorent ballt die Faust, als hätte er gerade erfolgreich einen sportpolitischen Antrag durchgebracht, Fraktionschefin Antje Möller krempelt die Ärmel auf, und Sabine Steffen schnipst kokett mit den Fingern, ganz jugendpolitische Sprecherin. Bemerkenswert viele – Deuter, Bühler, Franken, Zamory – breiten die Hände aus, als wollten sie andeuten: „Wir können es doch auch nicht ändern.“

„Das sind ja alle keine Models“, sagt Anke Brandt von der Fraktions-Geschäftsstelle ein bisschen entschuldigend. Sie hat die Idee für die Broschüre gehabt und umgesetzt. „Das ist ja oft ein Problem bei den Grünen, dass man ihre Abgeordneten nicht kennt“, hat sie festgestellt und wollte das ändern. Denn diese „bewusste grüne Politik von früher, nicht mit Personen zu werben“ – die hält sie für falsch. Also ab ins Fotostudio mit der Politik und immer nur lächeln.

Der Koalitionspartner ist jedenfalls angetan. „Wir sind so verzückt über die privaten Offenbarungen in der Broschüre, dass wir Gefahr laufen, uns neu zu verlieben“, sagt SPD-Fraktionssprecher Armin Huttenlocher. Das kann man aber auch sein. Denn schließlich liegt jetzt, laut GAL, ein „informatives und anschauliches Mosaik aus grünen Themen, Positionen und biographischen Versatzstücken“ vor. Dazu tauchen immer wieder farblich grün abgesetzt Zitate zu den Abgeordneten-Porträts auf, manchmal betulich – „auch das Parlament muss jetzt ergebnis- statt inputorientiert arbeiten“ – , manchmal markig – „In der Jugendpolitik kann mir niemand ein X für ein U vormachen“. Wir lernen, dass Referentin Verena Lappe „eigentlich Olympiasiegerin werden wollte“, und dass die Abgeordnete Heide Simon der Meinung ist: „Man muss Politik in der Praxis auf Realitätssinn untersuchen.“

Die neue Zeit durchweht die Broschüre. Viel Weißraum, freigestellte Fotos, flotte Aufmachung – très chic. Und auf den ersten Seiten lässt sich die alte Zeit besichtigen. Beim Durchgang durch die Geschichte der GAL liest man von Rotation und Opposition und sieht Thomas Ebermann im schlabbrigen Pullover, mit verrutschtem Hemdkragen. So etwas wäre im Fotostudio nicht geduldet worden.

Die GAL-Broschüre ist bei der Geschäftsstelle im Rathaus erhältlich. Anfordern kann man sie auch unter Telefon 42831-1398.

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