: Ganderkesee ist „nur grausam“
7.000 Euro im Monat bekam die Frau des Klinikchefs und fand die Zeit in Ganderkesee ohne Arbeit trotzdem furchtbar
Nichts wie weg! Nie wieder Bad Ganderkesee! Das war offenbar das Fazit der Ehefrau des früheren Klinikverbund-Geschäftsführers Wolfgang Tissen im März 2006, als ihr Mann die Bremer Stelle gekündigt hatte. „Nur grausam“ sei Ganderkesee, nichts los, vor allem wenn man niemanden kennt. In den Monaten habe sie nur einen Wunsch gehabt: „Wieder arbeiten können, unter Leute kommen.“
Daher habe sie Hoffnung auf den Beratervertrag gehabt, der ihr über die Vermittlung des Klinikchefs Andreas Lindner angeboten worden war. Von der Siekertal-Klinik bekam sie 7.000 Euro auf ihr Konto und musste danach immer die entsprechenden Rechnungen schreiben. Das findet sie auch heute noch vollkommen in Ordnung: „Ich habe meine Arbeit gemacht“, erklärte sie dem Ausschuss. Drei Mitglieder des Ausschusses mühten sich, aus ihr herauszufragen, was sie denn die neun Monate gemacht habe. Schließlich erklärte sie das so: Wenn eine Verkäuferin in einem Laden herumsitzt, weil kein Kunde kommt, würde man ihr ja auch nicht den vereinbarten Lohn kürzen. Das sei nicht ihre Schuld, dass ihr Vertragspartner keine Leistung von ihr wollte. „Ich hatte keinen Hintergedanken dabei gehabt.“
Bei einem privaten Abendessen mit Andreas Lindner sei die Idee zu dem Beratervertrag entstanden. Dass ihre Vertragspartner aber eine Lindner-Firma war, das habe sie nicht gewusst.
Ihr Mann, Wolfgang Tissen, hatte in der gleichen Zeit ein Darlehen über 44.000 Euro über Lindner vermittelt bekommen, ohne dass der Geldgeber einen Vertrag haben wollte.
Wie ist Bremen auf Tissen als Vorstandsvorsitzenden des Klinikverbundes gekommen? Dass musste der Betroffene gestern aus seiner Sicht schildern. Denn der von Bremen eingeschaltete Headhunter Kappes hatte Tissen nicht vorgeschlagen. Der Vertreter von Vamed, einer Tochterfirma aus dem Fresenius-Klinikkonzern, habe dem Bremer Gesundheits-Abteilungsleiter Matthias Gruhl den Tipp gegeben, dass er den Posten interessant fände. Da habe Gruhl ihn zu Hause angerufen, berichtete Tissen, und gefragt, ob das stimme.