… das Christentum? : Gärtnern
Der heilige Bonifatius geht wieder um: in Marzahn. Jedenfalls könnte man meinen, dass der Germanenmissionar erneut die Axt geschultert hat, um neuheidnische Donar-Eichen zu fällen, wenn man hört, was Fans der „Gärten der Welt“ so raunen. Wie die Berliner Zeitung weiß, regt sich im fernen Osten der Stadt Unmut, weil der preisgekrönte Park bald einen „Christlichen Garten“ hat. Und christlich in Marzahn, das ist wie Moscheebau am Ground Zero. Oder so ähnlich.
Die Fakten: Nach dem Chinesischen Garten, dem Japanischen Garten, dem Orientalischen Garten und noch ein paar anderen Gärten (alle höchst sehenswert, so viel sei verraten) hat die landeseigene Grün Berlin GmbH mit der Anlage besagten Christlichen Gartens begonnen, im Oktober wird er eröffnet. Pikant daran: Der erwähnte „Orientalische Garten“ sollte ursprünglich „Islamischer Garten“ heißen, was aber auf Wunsch von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) verworfen wurde: Man wolle ja keine Religion bevorzugen.
Nun also halten Vater, Sohn und Geist Einzug in die spirituelle Steppe Marzahns, und der Verein „Freunde der Gärten der Welt“ wittert eine „Christianisierung“. Laut Hendrik Gottfriedsen, stellvertretender Vereinschef und bis 2009 Geschäftsführer von Grün Berlin, war „Christlicher Garten“ ein Arbeitstitel und sollte es auch bleiben.
Mag sein. Eigentlich verwundert aber, dass keine Kritik von religiösen Eiferern kommt. Schließlich beweist die Anlage im Stil eines Klostergartens doch nur, dass das Christentum eine kulturelle Spielart, also Folklore ist – und damit auch nur von dieser Welt. Solange niemand am Eingang die Beichte ablegen muss, geht das schon in Ordnung. CLP Foto: reuters