: „GEW für Krise mitverantwortlich“
■ Philologen: Proteste gegen mehr Unterricht nicht mit der GEW
Die niedersächsischen Lehrerorganisationen werden nicht gemeinsam gegen die Pläne der rot-grünen Landesregierung zur Erhöhung der Unterrichtsstunden protestieren. Der Philologenverband Niedersachsen lehnt eine Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) entschieden ab. Für den Hauptvorstand des Gymnasiallehrerverbandes kommen „gemeinsame Aktionen mit der GEW nicht in Frage“. Das hat die Verbandsspitze den Vertrauensleuten und Ortsverbandsvorsitzenden in einem Brief mitgeteilt, der der Deutschen Presse-Agentur in Hannover vorliegt.
Dazu sagte Verbandsvorsitzender Roland Neßler am Sonntag, die in dem Brief umrissene Position seiner Organisation sei allgemein bekannt. Allgemeine Strukturfragen der Lehrerarbeitszeit dürften nicht mit der jetzigen Diskussion vermengt werden.
Zudem habe die GEW mit ihrem Einfluß auf die rot-grüne Landesregierung zu kostenträchtigen Veränderungen des Schulsystems zum Beispiel beim Thema Gesamtschule beigetragen. „Wir können nicht mit einer Gewerkschaft zusammenarbeiten, die gewissermaßen mitverantwortlich für die jetzige Kostenkrise ist“, sagte Neßler. Gemeinsames Vorgehen sei erst möglich, wenn die GEW ihre Position verändere.
In dem Papier wird die Befürchtung geäußert, daß vor allem Grund- und Hauptschullehrer aus Aktionen beider Organisationen Vorteile ziehen würden. Der Philogenverband befürchtet, daß mit gemeinsamen Aktionen mit der Gewerkschaft vor allem Verbesserungen „zum Nachteil der Lehrer an Gymnasien“ erkämpft werden. In der rund 30.000 Mitglieder zählenden GEW sind hauptsächlich Grund- und Hauptschullehrer organisiert. Der Philologenverband, der etwa 7.000 Mitglieder hat, nimmt nur Gymnasiallehrer auf.
Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) werde voraussichtlich versuchen, der GEW entgegenzukommen, indem er die von ihr vertretenen Lehrergruppe bei der Arbeitszeitverlängerung am meisten schone, heißt es in dem Brief. In der rot-grünen Regierung gibt es bereits Spar-Überlegungen, Grund- und Berufsschullehrer nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Stunde pro Woche länger unterrichten zu lassen.
Außerdem warnt die Verbandsspitze davor, daß durch Streiks die Diskussion um den Beamtenstatus von Lehrern neu aufflammen könnte. Der Philologenverband hat sich wiederholt gegen eine Änderung des Dienstrechts ausgesprochen. Zugleich werden die Empfänger des Schreibens aufgefordert, unter Lehrerkollegen Unterschriften für eine Rücktrittsforderung an Kultusminister Rolf Wernstedt zu sammeln.
dpa
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