GEORG-KOLBE-MUSEUM : Unter Spannung: preisgekrönte Meisterschüler
Irgendwo zwischen Knüllung und Faltung verharren drei große weiße Objekte auf dem Fußboden des Georg-Kolbe-Museums. Nele Schwierkus hat sie dort hingelegt. Papieren wirkende Skulpturen aus pulverbeschichtetem Blech, in eine Form gedrückt, die sich aufgrund der Materialspannung selbst trägt. Eine Spannung freilich, die die Künstlerin dem Stahl eingetrieben hat. Sie erforscht Möglichkeiten, experimentiert mit Beschaffenheiten und geht an die Grenzen des Materials. Besessen von stofflichen Eigenschaften ist auch Fiene Scharp. Zeichnungen nennt sie ihre kleinen Wandbilder. In einem Raster aus drei mal drei Quadraten sind dicht an dicht Grafitminen aus Druckbleistiften aufgeklebt. Mal horizontal, mal vertikal. Je nach Perspektive schlucken die Oberflächenstrukturen das Licht oder glänzen metallisch. Eingeschrieben ist diesen minimalistischen Arbeiten aber auch ein performatives Element. Es braucht Geduld, Ausdauer und Fingerspitzengefühl, um so Fragiles auszurichten, feine Netze aus Haaren zu weben oder Millimeterpapier die Kästchen herauszuschneiden. Beide Künstlerinnen wurden 2012 mit dem Meisterschülerpreis der Universität der Künste ausgezeichnet. Der dritte Preisträger heißt Marlon Wobst. Er überzeugte die Jury mit rätselhafter Grobmalerei und der auch für die zeitgenössische Kunst immer wieder aktuellen Frage nach dem Bild und dem Abbild. WOE
■ „Meisterschülerpreis des Präsidenten der Universität der Künste 2012“, Sensburger Allee 25, bis 10. Februar 2013