: G A S T K O M M E N T A R Einsturzgefahr
■ Brasilien kündigt ein Zinsmoratorium an
Das Kartenhaus fällt langsam in sich zusammen, doch es fällt. Die Ankündigung der brasilianischen Regierung, die Zahlungen der Zinsen auf nicht öffentlich garantierte Schulden zeitweilig einzustellen, wird die Gläubiger erschüttern. Brasilien ist in den letzten Jahren von internationalen Banken zur Melkkuh gemacht worden. Jährlich wird fast die Häfte der internen Ersparnisse in Form von Zinszahlungen an ausländische Gläubiger bezahlt. Dieses Geld steht dem Inland folglich nicht für Investitionen zur Verfügung. Seit Jahren fließen aus vielen Ländern der Dritten Welt riesige Summen Kapital ab, damit die Kapitalisten in den Industrieländern ihren Gewinn machen können. Damit können die Banken ihren Einlegern und Aktionären Sicherheit bieten, koste es, was es wolle! Beteiligt an diesem Geschäft sind die Herrschenden in der Dritten Welt. Auch in Brasilien hat die Einkommenskonzentration weiter zugenommen. Landreformversprechen sind vergessen worden. Nach den für die Regierungspartei erfolgreichen Wahlen wurden Preise erhöht und Löhne eingefroren. Schützend steht auch heute noch das Militär vor der neuen Demokratie. Wer kann Präsident Sarney aber vor den Auswirkungen der ökonomischen Krise schützen? Wenn Brasilien und andere Länder sich gezwungen sehen, den Schuldendienst nicht zu bezahlen, weil sie es schlicht nicht können, dann wird die Bevölkerung der Schuldnerländer die Rechnung zahlen müssen. Es sei denn, sie verstärkt ihren Kampf gegen die Verschwendung wirtschaftlicher Ressourcen in Kriegsmaschinerien und Umweltzerstörungen. Nur die Freisetzung dieser Ressourcen für andere Zwecke kann die Schuldensklaverei der Dritten Welt aufheben. Nur mit der Freisetzung dieser Ressourcen kann die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise gebannt werden. Alexander Schubert (Alexander Schubert ist Verschuldungsexperte an der FU Berlin)
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