: Fußkitzel unnötig
Feindliche Übernahme - dieser kriegerische Ausdruck steht für den simplen Tatbestand, daß ein Unternehmen gegen den Willen seines Vorstandes gekauft wird. Daß so etwas wider die doch so Mächtigen im Betrieb geschehen kann, ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Kein Top-Manager muß im Firmen -Verlies gefesselt, geknebelt oder gar auf dem Streckbett mit zarter Feder an den Füßen gekitzelt werden, bis er seine Einverständniserklärung unter einen Kaufvertrag setzt. Bei einem Angebot zur Übernahme einer Aktiengesellschaft ist der Vorstand vielmehr an die Grenzen seiner Macht gestoßen, das Unternehmen gehört ihm nämlich nicht. Das Angebot geht an die Besitzer, nämlich die Aktionäre, und wenn es hoch genug ist, dann läuft der Deal. Im Gegensatz zum Kauf der Aktien des Unternehmens an der Börse gibt es dabei Vor- und Nachteile, wenn der Feind sein Übernahmeangebot plötzlich in der Presse veröffentlicht. Er kann schneller mehr Aktien, also größere Unternehmensanteile, kaufen, weil dadurch auch solche Aktionäre mobilisiert werden können, die ansonsten gar nicht auf die Idee gekommen wären, eine Verkaufsorder an die Börse zu geben. Andererseits können nach Bekanntwerden des Angebotes die Spekulationen ins Kraut schießen, Stroh -Anbieter können eingesetzt werden, um den Kaufpreis pro Aktie in die Höhe zu treiben - wobei das erste Angebot ohnedies höher als der Börsenkurs gewesen sein muß, um mehr Aktionäre zum Verkauf zu motivieren.
ulk
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