Fußballrentner zu Besuch in Moskau: Alles gleich und anders

Bei einem Gauditurnier in Moskau gaukeln Altstars aus aller Welt Fußballnormalität vor. In der Türkei prügeln sich russische und ukrainische Kicker.

Kevin Kuranyi bekommt eine Urkunde überreicht

Für die Wüdigung beim Legends Cup in Moskau ist Kevin Kuranyi sogar mit Krücken angereist Foto: imago

Kevin Kurányi ist eine Legende. In Russland jedenfals gilt er als eine solche. Und als Legende wurde dem einstigen Stürmer der deutschen Nationalmannschaft die Ehre zuteil, beim Cup der Legenden, einem Gauditurnier verrenteter Fußballprofis, vor gut einer Woche als Trainer das Team mit den Stars aus Europa zu betreuen.

In Moskau hat man sich gewiss gefreut über sein Engagement. Da ist das traditionsreiche Hallenturnier in der Megasport-Arena über die Bühne gegangen. Seit 2009 steigt der Budenzauber in der russischen Hauptstadt. So auch in diesem Jahr. Und nichts deutete bei dieser Veranstaltung darauf hin, dass sich irgendetwas verändert haben könnte in der Beziehung der Fußballwelt zu Russland.

Während offizielle Spiele mit russischer Beteiligung wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukrainer bis auf Weiteres nicht möglich sind, haben sich bei diesem Einladungsturnier Profis aus aller Welt darauf eingelassen, der russischen Öffentlichkeit ein wenig Fußballnormalität vorzugaukeln. Die 7:10-Niederlage von Kurányis Team gegen die Weltauswahl von Stars war auch deshalb ein Spektakel, weil ein paar wahrhafte Größen des Weltfußballs darin versammelt waren.

Éric Abidal, zweifacher Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona, spielte an der Seite seines nicht weniger berühmten französischen Landsmanns Florent Malouda. Der Brasilianer Maicon bearbeitete die Außenbahn, so wie er es in der brasilianischen Nationalmannschaft so oft getan hat.

Und im Team der Gemeinschaft unabhängiger Staaten fiel vor allem Alexander Hleb auf, dessen Fertigkeiten man in Deutschland bewundert hat, als er für den VfB Stuttgart in der Bundesliga gespielt hat. Es war einfach alles wie immer, ganz so als gäbe es diesen Krieg gegen die Ukraine nicht, als gäbe es keine Sanktionen gegen den russischen Sport.

Legenden und ihre späten Erfolge

Gewonnen hat das Turnier übrigens die Mannschaft aus Russland. Kein Wunder. Die russischen Legenden mögen zu ihren aktiven Zeiten keine großen Erfolge gehabt haben. Den Cup der Legenden gewinnen sie eigentlich immer. Nur einmal war das nicht der Fall. 2020 mussten sich die russischen alten Herren der Weltauswahl beugen.

In die Welt hinaus geht es für die Teams im russischen Fußball nur noch selten. Auch Zenit St. Petersburg, bis 2022 Stammgast in der Champions League, ist davon betroffen. Auf Reisen begibt sich die Mannschaft dennoch. Am vergangenen Wochenende spielte das Team in Isfahan im Iran. Dort kassierte der Gazprom-Klub eine 0:2-Niederlage gegen den iranischen Erstligisten SC Sepahan.

Die beiden Klubs vereinbarten eine Zusammenarbeit, und obwohl sie alles taten, der Öffentlichkeit so etwas wie eine internationale Fußballnormalität unter russischer Beteiligung vorzugaukeln, wurde nach dem Spiel über etwas ganz anderes gesprochen. Iranische Fans hatten ein paar ukrainische Flaggen geschwenkt. Bilder davon kursierten bald im Netz, und die Sepahan-Anhänger wurden in der Ukraine für ihre Aktion würdig gefeiert.

Viel Zuneigung wurde auch den Spielern des ukrainischen Erstligisten FC Minnaj in ihrer Heimat zuteil. „Ein Meisterstück für Verhandlungen mit Besatzern auf internationalem Parkett“, meinte der Leiter der Militärverwaltung von Transkarpatien, Wiktor Mikito, zur Schlägerei zwischen den Teams aus Minnaj und dem russischen Jaroslawl im Flur eines Hotels im türkischen Antalya.

Dort hatten sich die Mannschaften für ein Trainingslager einquartiert. Weil die Russen etliche Verletzte nach der Auseinandersetzung zu beklagen hatten, feierten sich die Ukrainer als Sieger. In einer Stellungnahme von Minnaj heißt es: „Die Zahl der Opfer auf der Seite von Jaro­slawl zeigt einmal mehr, dass die Russen ihre eigenen Leute im Zweifel im Stich lassen.“

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