: Furcht vor Eingreifen der Armee bei FIS-Sieg
Algier/Paris (afp) — Der algerische Ministerpräsident Sid Ahmed Ghozali hat am Mittwoch abend den Rücktritt seiner Regierung nach dem zweiten Wahlgang am 16. Januar angekündigt. Beim ersten Wahlgang am 26. Dezember hatte die regierende „Nationale Befreiungsfront“ (FLN) eine schwere Niederlage erlitten. Als unangefochtener Sieger aus dem Volksentscheid ging die fundamentalistische Islamische Heilsfront (FIS) hervor. Nach den amtlichen Ergebnissen hat die FIS bei diesen ersten demokratischen Wahlen in Algerien seit der Unabhängigkeit 1962 insgesamt 188 Parlamentssitze erhalten, die FLN, die bis September 1989 als Einheitspartei regiert hatte, nur 15. Zur absoluten Mehrheit fehlen der FIS nur noch 28 Mandate.
Über Truppenbewegungen im ganzen Land hat am Mittwoch der Vorsitzende der FIS, Abdul Kader Haschani, auf einer Pressekonferenz in Algier berichtet. Sie stehen offenbar im Zusammenhang mit dem zweiten Wahlgang am 16. Januar. Die Armee ist ein erklärter Gegner der FIS. Algeriens Medien spekulieren bereits über ein Eingreifen der Armee bei einem Sieg der FIS.
Haschani kommentierte bei der Pressekonferenz auch eine Bemerkung von Ministerpräsident Sid Achmed Ghosali vom Sonntag, nach der in einigen Wahlbezirken beim ersten Wahlgang am 26. Dezember Unregelmäßigkeiten aufgetreten seien. Die FIS wolle keinen Sitz im Parlament, den die Bevölkerung ihr nicht zugedacht habe, sagte Haschani. Gleichzeitig sprach der FIS-Vorsitzende von einer Kampagne, den ehrlich errungenen Sieg seiner Partei anzufechten.
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