piwik no script img

Funkhaus bald im Faulenquartier?

■ Umzug Radio Bremens wird immer wahrscheinlicher / Senat macht Druck

Der Rundfunkrat musste am Mittwochabend zwar ohne Empfehlung nach Hause gehen, doch ein Umzug Radio Bremens (RB) ins Faulenquartier wird immer wahrscheinlicher. „Von der Stadt wird eheblicher Druck in Richtung Faulenquartier ausgeübt“, sagte der frühere AfB-Politiker Klaus Bernbacher im Rundfunkrat. Auch aus gut unterrichteten Kreisen im Hause von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) verlautet, dass eine Ansiedlung des Senders in dem westlichen Altstadtteil gewünscht ist. Das Gebiet gilt inzwischen als Problemzone.

Wie berichtet, prüfen die Gesellschaft für Landesentwicklung (GfL) und die Axon im Auftrag von RB und des Wirtschaftssenators Standorte für eine neue Heimat des Senders. Am Mittwoch präsentierten sie dem Rundfunkrat ein Zwischenergebnis, jedoch noch keine Kalkulation und keine Empfehlung. Als einzige kleine Rundfunkanstalt unterhält RB zwei Gebäudekomplexe. Ohne zusätzliche Anmietungen wären die Bereiche Fernsehen und Radio nur auf dem TV-Gelände in Weserpark-Nähe unterzubringen, stellten die Gutachter fest.

Als dritten neuen Standort für den zur Einsparung von 50 Millionen Mark verpflichteten Sender prüften die Gutachter auch das so genannte Investorengrundstück auf dem Bahnhofsvorplatz, das Faulenquartier und die Weserkaje hinter der Stephanibrücke. Im so genannten neuen Medienkompetenzzentrum könnte der auf einen Kernbereich verkleinerte Sender und mindestens ein weiteres Medienunternehmen angesiedelt werden. Ohne einen starken Partner könne RB einen Neubau nicht finanzieren, sagte ein Beobachter. Wie berichtet, hat das einzige größere Medienunternehmen auf Standortsuche, der neue Verbund um das „multi media haus“, in dieser Woche sein Interesse am Teerhof bekräftigt und RB zunächst eine Absage erteilt. Das dürfte jedoch nicht das letzte Wort sein.

Mehrere Mitglieder des Rundfunkrats kritisierten die Auftragsvergabe. Im Neubau ist nur noch Platz für das Buten-&-Binnen-Studio. Große Fernsehstudios wie für die Talkshow III nach 9 sollen künftig angemietet werden. Auch der Sendesaal wird vermutlich aufgegeben. „Das sind im Sender bislang noch nicht diskutierte Maßnahmen mit gravierenden Folgen“, sagte der Personalratsvorsitzende Bernd Graul. Der Rundfunkrat wird sich voraussichtlich kurz nach den Sommerferien in einer Sondersitzung erneut mit dem Thema beschäftigen.

Zuvor hatte das RB-Aufsichtsgremium den Pläne für die Ausstrahlung des WDR-Programms „Funkhaus Europa“ zugestimmt, das ab September auf der ehemaligen Melodiewelle auf Sendung gehen soll. Außerdem legte die Frauenbeauftragte ihren Bericht vor und kritisierte vor allem, dass die Zahl der Moderatorinnen von 38 auf 31 zurückgegangen und auch im Verhältnis zu männlichen Kollegen gesunken sei. ck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen