Vorlauf: Fullers Erster
■ Ich erschoß Jesse James
(„Ich erschoß Jesse James“, SAT 1, 23.20 Uhr) Ob die Brüder bei SAT 1 überhaupt ahnen, was sie da ausgebuddelt haben? Das Regiedebut von Sam Fuller, beschrieben von Joe Hembus:
„Bei einem mißlungenen Überfall auf die Bank von Topeka durch die James-Bande wird Bob Ford angeschossen. Jesse James rettet ihn und bringt ihn nach St. Joseph, Missouri, wo er, als Tom Howard getarnt, seine Wunden auskuriert. Bei einem Gastspiel einer Wanderbühne trifft Bob Ford seine Jugendliebe Cynthy wieder. Er will sie zu seiner Frau machen und in Ruhe mit ihr leben; deshalb will er sich die 10.000 Dollar verdienen, die auf Jesse James‘ Kopf ausgesetzt sind. Der Mord an Jesse bringt ihm die Verachtung des ganzen Westens und die Rachedrohung von Frank James ein; außerdem bekommt er von dem versprochenen Kopfgeld nur 500 Dollar. Um Cynthy glücklich zu machen, was nur mit viel Geld geht, reitet er nach Colorado; dort will er Silber suchen. Er trifft dort auch Kelley wieder, einen alten Bekannten von Cynthy. Weiterhin taucht Frank James auf, um endlich seinen Bruder zu rächen. Cynthy liebt Bob Ford nicht mehr, und Frank James läßt ihm die Nachricht zukommen, daß sie statt seiner Kelley liebt. In eifersüchtiger Wut führt Bob Ford eine Schießerei mit Kelley herbei. Kelley bleibt Sieger. Cynthy, die sich über den Sterbenden beugt, erfährt von ihm, was sie bislang noch nicht wußte: „Ich habe Jesse James erschossen.“
Das Regiedebüt von Samuel Fuller, ein ganzes Programm für sein weiteres Oeuvre: Jeder mißtraut jedem, und das mit Recht, und wenn möglich, bringt jeder jeden um. Man stirbt nicht für eine gerechte Sache, man tötet für sie, noch besser: Man tötet sie selbst: „Du liebst sie nicht genug, um sie zu töten“, sagt Bob Ford zu Kelley kurz vor ihrem Schußwechsel, bei dem Kelly Bob tötet; in der Tat haben die voraufgehenden Ereignisse gezeigt, daß Kelley sein Opfer genug liebt, um das zu tun. Fuller, der später noch einige interessante Western gedreht hat, mag das Genre eigentlich nicht. Über Jesse James sagte er: „Sollte ich ihm in einem anderen Leben begegnen, so werde ich auf ihm herumtrampeln. Er war ein blöder Quatschkopf, der beste Damen-Imitator von ganz Kansas.“ (USA 1948, mit John Ireland, Preston Foster und Barbara Britton)
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