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Fürst von Castelmola und Graf Gaetani

Als Fürst von Castelmola und Graf Gaetani bin ich ein Nachkomme von Papst Bonifazius VII. Zehn Jahrhunderte Uradel lasten auf mir. Das hat mein Leben ruiniert.

Als Garibaldi meinem Großvater Don Onorato Gaetani die Statthalterschaft über Salerno und Avellino anbot, lehnte er ab: er habe seinem König die Treue geschworen. Darauf sagte Garibaldi: „Wenn es in Italien achtzehn Männer wie ihn gegeben hätte, wäre es nie zur Einigung Italiens gekommen.“ Er schloß sich mit siebenunddreißig Jahren auf seiner Burg Mola ein und verließ sie erst mit siebenundneunzig, als man ihn auf den Friedhof trug. Seinen drei Söhnen trug er auf, ihrem König die Treue zu halten. Der älteste wurde Diplomat zur Zeit des Ministeriums Sonnino, der zweite Kavallerieoffizier, der dritte, mein Vater, Zweiter Bürgermeister von Neapel. Ich, sein Sohn, bin den Savoyen treu geblieben. Ich bin Royalist, den Eid auf meinen König habe ich geleistet, als ich ins Feld zog.

Ich bin Professor für romanische Philologie an den Universitäten von Toulouse und Straßburg. In den nächsten Tagen kommt eine Abhandlung von mir über Villon heraus, der ist meine große Liebe. Vor vierzig Jahren habe ich ihn in Italien bekannt gemacht.

Monelli trug einmal eine Wette mit mir aus. Ich sollte mit verbunden Augen Marke und Jahrgang von Bordeaux- und Burgunderweinen, Kognak und Whisky erraten. Neun hatte ich schon erraten, da gaben sie mir ein Glas Wasser: „Messieurs, je m'excuse, j'ai perdu le pari, car je n'ai jamais bu ce boisson la.“

Ich bin einer von neun Männern auf der Welt, denen der Großkordon des Ordens von Armagnac verliehen wurde.

Ich besitze zweihundertsechsunddreißig Spazierstöcke, ein paar davon mit einem Knauf aus Capodimonte-Porzellan.

Ca c'est l'unique chose que vous devez reporter: Delicta juventutis mei ne memineris, Domine. Einmal in Monte Carlo, quand j'avais 18 ans, j'ai fait la guerre comme officier de cavalerie et pendant ce temps la, j'ai perdu deux millions des francs le 1913 et le 1914.

A Biarritz pendant la guerre espagnole, un officier milicien me demandait: Bank. Da er mir höchst unsympathisch war, ging ich darauf ein. J'ai fait neuf. J'ai gagne un million deux cent mille francs. Mein Kammerdiener Tommaso Favi, Veteran vom russischen Feldzug, ist seit seiner Geburt in meinem Hause. Er ist der Sohn meines Majordomus; damals hatte man ja noch einen Majordomus und zwei Diener dazu. Heutzutage klingt das wie das reinste Märchen. Er hat mich immer ins Ausland begleitet. Einmal kam Lord Montaigu zu mir und bestellte bei ihm einen Cocktail nach seinem Lieblingsrezept. Sechs Jahre später besuchte mich Lord Montaigu wieder. Mein Tommaso servierte ihm von sich aus den gleichen Cocktail.

Hier noch ein altes englisches Mittelchen für Leute, die Influenza und Fieber haben wie ich in diesem Augenblick. Man stelle einen Zylinderhut vor sein Bett, trinke soviel Whisky, bis man zwei Zylinderhüte sieht, lösche das Licht und schlafe ein. „Tommaso, nun, mein Sohn, was mußt du mir als erstes bringen, wenn ich am andern Morgen aufwache?“

„Einen Whisky!“

Bild und Text aus „Napoli - Bild: Herbert List, Text: Vittorio de Sica, Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1962

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