: Für ein gerechtes Deutschland
betr.: „Nach Adam Riese &Willy Brandt“, taz vom 22. 9. 05
Zuerst die positive Nachricht: Ich freue mich, dass es die taz als erste überregionale Zeitung in Deutschland geschafft hat, sich mit dem Thema „Rot-Rot-Grün“ nach der Wahl zu beschäftigen. Diese Wahl war für die linken Parteien ein Erfolg, auch wenn sie es noch nicht wahrhaben wollen. Kaum einer scheint dies zu begreifen; auch die Presse nicht.
Dort setzt auch meine Kritik an: Warum will selbst die taz das kaum wahrhaben? Die Unterschiede zwischen den Parteien seien unübersehbar, muss man lesen. Doch stelle ich mir die Frage, weshalb die Unterschiede zwischen den linken Parteien im neu gewählten Bundestag größer sein sollen als die zwischen den möglichen Jamaika-Koalitionären von Schwarz, Gelb und Grün. Diese von der CDU und der konservativen Presse hochgejubelte Alternative, die das schwarz-gelbe Projekt im letzten Moment retten soll – dem Motto folgend: ein bisschen Grün muss halt sein –, muss, will man die Programme der Parteien ernst nehmen, doch als völlig unrealistisch scheitern. Dass die Grünen-Spitze sich nun auf Gespräche einlässt, mag diese Hoffnung untermauern. Dennoch stellt sich mir die Frage, warum eine linke Tageszeitung nicht die Gemeinsamkeiten zwischen Linker, SPD und Grünen herausstellt. Die Reichensteuer wäre mit den Linken sicher genauso gut einzuführen wie die Bürgerversicherung. Auch einer Vermögenssteuer dürfte sich die SPD nur so lange entgegenstellen, solange eine Regierung unter ihrer Führung ohne Links-Beteiligung zustande käme.
Ich will den Führungen der linken Parteien nicht die Einigung abnehmen; doch weise ich Sie darauf hin, liebe taz, machen Sie doch mal ein bisschen Propaganda für ein gerechteres Deutschland. Die konservative Presse scheut doch vor solchen Mitteln auch nicht zurück, um ihre geliebte „Schwampel“ zu bekommen.
CHRISTOPH WEISS, Mainz
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.