"Liebe taz ...": Für Volksdiplomatie
■ Betrifft: "Lieber Völkermord...", taz v. 4.9.93
Was hat Klaus Wolschner eigentlich geritten, mit solch freundlichen Nachrufen die Friedensbewegung totzusagen? Zu Bosnien wurde und wird nicht geschwiegen, ganz im Gegenteil: Es haben noch nie so viele Aktivitäten stattgefunden wie gerade in diesen Tagen. Wir brauchen uns damit weder zu verstecken, noch müssen wir uns vor irgendwem rechtfertigen. Wenn die taz z.B. glaubt, für die Aktion MIR SADA- FRIEDEN JETZT nur Häme und Besserwisserei übrig haben zu müssen (Wohlwollen erwarten wir ja ohnehin nicht), dann ist das ihr Problem, und mögliche Folgen fallen auf sie zurück. Gerade mit dem internationalen Friedensmarsch — an dem ich teilnahm — sollte ein deutliches Zeichen gegen den Völkermord gesetzt werden. Mit einem großen Konvoy von Split nach Sarajevo (der aus verschiedenen Gründen nicht zustande kam ) sollte wenigstens der Krieg „gestört“, und der Forderung nach Verlegung der Verhandlungen von Genf in die bosnische Hauptstadt Nachdruck verliehen werden.
Blauhelm-Kampftruppen, selbst zum Töten ausgebildet, beenden das Gemetzel nicht. Auch sie werden den Krieg bestenfalls „stören“, schlimmstenfalls jedoch völlig aus dem Ruder laufen lassen. Historische Vergleiche taugen nicht als Argumente fürs Draufhauen, das fügt dem Völkermord nur eine neue Dimension hinzu. Unsere Alternative ist das Mittel der Volksdiplomatie, womit wir uns in der Tradition von Ghandi und Luther King für ein Ende der Gewalt, und für eine andere Form der Völkerverständigung einsetzen. Wieland von Hodenberg
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