: Für Transparenz in der Kammer
■ Freie Kammerwahl / Schwere Vorwürfe gegen Geschäftsführer
Mit schweren Vorwürfen ist gestern das frühere Vorstandsmitglied der Angestelltenkammer, Ulrike Rodenbüsch-Buchner, an die Öffentlichkeit gegangen. Ein Rücktritt der gesamten Vollversammlung der Kammer und Neuwahlen, bei denen nicht nur die DAG und DGB-Gewerkschaften zur Kandidatur zugelassen werden dürften, seien der einzige Weg, um die Kammer zu retten, erklärte Buchner.
Derzeit praktizierten die alten Verantwortlichen nur die „bekannten Taktik-Spielchen, um die eigene Haut zu retten: statt Transparenz – Nebelkerzen und Intrigen“.
Während die HBV und der Geschäftsführer fordern, daß die DGB-Vorsitzende Ziegert von ihrem Amt als Kammer-Vorstand zurücktritt, verlangt die DAG, daß die drei Vorstandsmitglieder, die schon 1993 im Amt waren und das Finanzdesaster mit zu verantworten haben, zurücktreten. In DGB-Kreisen war damit das Ziel verfolgt worden, drei Plätze freizumachen, um die Opposition, die DAG, einzubinden. „Das bringt alles nichts“, schimpft Rodenbüsch-Buchner, nur ein radikaler Bruch könnte dazu führen, daß wieder über den Sinn und die Aufgaben der Kammer geredet wird und nicht nur über ihre internen Querelen.
Aus ihrer Kenntnis als frühere Vorstands-Frau berichtete Rodenbüsch-Buchner gleichzeitig, daß die sich abzeichnende Finanzkrise schon 1992 zu einer Vorstandsklausur geführt habe. Die damals gefaßten Beschlüsse seien aber von dem Geschäftsführer nicht umgesetzt worden.
Durch die Einführung eines Controlling, so der Vorstand damals, sollten die Personalkosten reduziert und die Zuschüsse für die Wirtschafts- und Sozialakademie festgeschrieben werden. Aufgrund „klassischer Management-Defizite“ habe die Geschäftsführung diese Beschlüsse nicht oder nur zögerlich umgesetzt, durch „Nicht-Entscheidungen und Nicht-Handeln“ daher das Finanz-Desaster zu verantworten.
Insbesondere, so die frühere Personalratsvorsitzende und engagierte Gewerkschafterin, müsse die Kammer aus der direkten Abhängigkeit vom DGB heraus, wenn sie ein eigenes Profil gewinnen soll. Zu einer freien Kammerwahl würde auch Buchner mit einer eigenen Liste „Für Transparenz“ antreten.
In der kommenden Woche muß Buchner in einem Arbeitsgerichtsverfahren als Zeugin aussagen. Nach Buchners Auffassung sind die Kündigungsgründe für die beiden Geschäftsführer der Kammer-Tochter BBI unzutreffend. Weil sie sich von dem derzeitigen Vorstand im Hinblick auf ihre Aussage in diesem Verfahren unter Druck gesetzt fühle, gehe sie jetzt an die Öffentlichkeit, erklärte Ulrike Buchner. K.W.
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