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Für Schnellgerichte

■ Studie: Hamburger Jugendrichter sind überlastet. Hohe Freispruchsquote

Die Hamburger Jugendrichter sind stärker belastet als ihre Kollegen in Hannover und Stuttgart, weil in der Hansestadt Richterstellen fehlen. Das ergab eine gestern veröffentlichte Analyse von jugendlichen Raubtaten und Körperverletzungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) aus dem Jahr 1996.

Danach dauerten die Verfahren in dem untersuchten Zeitraum zu lange. „Der wichtigste Aspekt in der Jugendgerichtsbarkeit ist aber Schnelligkeit“, sagte der Leiter der Studie, Prof. Christian Pfeiffer, auf der Veranstaltung, die von Schul-, Justiz-, Jugend- und Innenbehörde organisiert wurde. Untersucht wurden neben Hamburg die Städte Hannover, Stuttgart und Leipzig.

Mit nahezu 15 Prozent der verhandelten Fälle wurden 1996 zudem auffallend viele Jugendliche in Hamburg (Hannover: 7,4; Stuttgart: 2,0) freigesprochen. „Die hohe Freispruchquote hat mich entsetzt, aber hier wurde nicht schlampig ermittelt“, betonte Generalstaatsanwältin Angela Uhlig-van Buren. Die Studie stellt außerdem fest, dass die Hansestadt im Jahr 1996 vergleichsweise die höchste Raubkriminalität der unter 21-Jährigen verzeichnet habe. Die Zahl ist inzwischen rückläufig.

Ein für Hamburg spezifisches Problem im Untersuchungszeitraum war die hohe Anzahl der Drogensüchtigen: „22 Prozent waren nach den Erkenntnissen der Strafverfolgung drogenabhängig“, sagte Pfeiffer. Trotz häufiger Freisprüche und Verfahrenseinstellungen hatte laut Pfeiffer aber das Risiko junger Straftäter, „hinter Gitter zu kommen“, nicht abgenommen. Die Untersuchungshaft (U-Haft) habe sich zwischen 1985 und 1996 mehr als verdoppelt. Sie sei damit häufiger angeordnet worden als Jugendstrafe und Jugendarrest zusammen. lno

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