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Für Manager gilt das Leistungsprinzip nicht

betr.: „60 Millionen für Esser“ (Mit Frustentschädigung auf Du und Du), taz vom 12. 2. 00

Alle reden über Kohl und die CDU, keiner über Mannesmann und Esser, der mit seiner „Abfindung“ von 60 Millionen Mark die CDU locker auslösen könnte.

1,2 Milliarden Mark müsste ein traditioneller Unternehmer investieren, um mit einer fünfprozentigen Verzinsung einen solchen Jahresertrag aus seinem Unternehmen abzuzweigen. Aber der Unternehmerfortschritt hat solche Investitionen längst erübrigt. Aktiengesellschaften, GmbHs und Genossenschaften sind zu Selbstbedie- nungsläden einer „modernen“ (modernden) Managerkaste geworden, die bei weitem nicht mehr die Leistungen erbringt, mit der die Gründer großer Konzerne einst noch aufwarten konnten. Diese Bourgeoisie verkommt zu einem parasitären Geldadel, der dem Schlachtruf „Enrichissez vous!“ folgend nur noch nach Börsenkursen und Absatzmärkten schielt.

Um den Absatz anzuheizen, werden Parteien und PolitikerInnen gekauft, auf die die Öffentlichkeit wie auf Huren hinabschaut, wenn sie sich denn erwischen lassen. Die mediale Entrüstung über die Huren aus der Politik blendet die Freier aus der Wirtschaft vollkommen aus, weil das Lustprinzip der Raffgier im legalen „Sachzwang“ einer pervertierten Marktwirtschaft nicht in Frage gestellt wird. Es werden nicht diejenigen zur Rechenschaft gezogen, die ihre Gier auf die Spitze treiben, sondern jene, welche die Reichtumgsgier der Kaste um des eigenen Vorteils willen befriedigen.

Am schlimmsten aber ist, dass diese kaputte Gesellschaft jedeN Ausgegrenzten mit dem Stigma der Faulheit bestraft, der die Reichen ganz vorbildhaft frönen können. Und für die Manager gilt das Leistungsprinzip, das sie anderen oktroyieren, nicht. Sie bedienen sich ganz unbehelligt durch Gewinnausschüttungen des Reichtums, den andere schaffen. Und sie schreien pfui, wenn ihre Arbeitssklaven von dem, was sie selbst erarbeitet haben, etwas abhaben wollen.

Marx und Lenin haben sich geirrt, aber sie haben auch verdammt Recht. Leider! Ca ira! Werner Ruhoff, Köln

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