: Fünfte Kolonne
■ Zu dem Gespräch zwischen Shultz und Schewardnaze
Man habe keine Fortschritte gemacht, aber man wolle die Gespräche fortsetzen. Die ewig alte Leier der Rüstungsverhandler gilt nach Reykjavik nun auch für die Gespräche zwischen den Außenministern der Supermächte am Rande der KSZE–Folgekonferenz in Genf. Dennoch blickt alles gespannt auf das Ost–West–Schauspiel–ohne–Ende, voller Hoffnung, daß „sie“ sich doch noch einigen. Von einer - verpaßten - „historischen Chance“ zur Abschaffung aller Atomwaffen ist die Rede. Allein, der Friedenswunsch scheitert an Reagans Starrsinn, seinen Traum von einem atomaren Schutzschild durchzuziehen. Übersehen wird bei solchem, auch von den Medien geschürten Friedens–Sehnen, daß bei den Kontrahenten eine wirkliche Bereitschaft zur Abrüstung nicht besteht - auch nicht bei der Sowjetunion. Das Gegenteil will uns die neue sow hält der Kreml–Chef ebenso an seiner Position zu SDI fest, wie sein Kontrahent im Weißen Haus. Was wäre denn passiert, wenn Gorbatschow den Sternenkriegern in Reykjavik erklärt hätte: Wenn es unbedingt sein muß, dann baut doch euer verdammtes SDI? Nicht nur für die zur Zeit auf Europareise befindlichen Der Schwenk der Sowjetunion in der Frage der Mittelstreckenraketen sollte uns gelehrt haben, wie gefährlich es ist, die Position der Supermacht im Osten zu verteidigen. Wenn der Sowjetunion wirklich daran gelegen wäre, abzurüsten, dann hätten sie Reagan ruhig sein Steckenpferd lassen können. Das hätte selbst den Rüstungsfanatikern den Wind aus den Segeln genommen. Selbst Weinberger wäre es dann schwer gefallen, den Kongreß zur Bereitstellung der enormen Summen für das Weltraumprojekt zu überreden. Michael Fischer
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