: Fünf-Prozent-Sperre
■ Kritik am drastischen Sparhaushalt der Nordelbischen Kirchen-Synode
Stephan Reimers machte sich gestern grummelig auf den Heimweg. „Wir können das nicht durch Kürzung der Sachkosten auffangen“, kritisierte der Leiter des Diakonischen Werkes in Hamburg. Die „Qualität der von der Kirche angebotenen Dienste“, so seine Befürchtung, werde sich verschlechtern. Besonders in der Drogen- und Obdachlosenarbeit werde es wohl zu Einschnitten kommen müssen, die „das Bild der Kirche verändern“ – zum Nachteil.
Grund für Reimers Kritik: Die gestern beendete dreitägige Synode der Nordelbischen Evangelischen Kirche (NEK) in Rendsburg hat drastische Sparbeschlüsse verabschiedet. Trotzdem klafft, zum ersten Mal in der Geschichte, im Haushaltplan ein happiges Defizit. 3,5 Millionen Mark des 721 Millionen Mark schweren Gesamt-Etats sind nicht gedeckt. Sinkende Steuereinnahmen wegen der steigenden Zahl von Kirchenaustritten sind der Hauptgrund. Entsprechend düster auch die Finanzprognose für den Rest des Jahrtausends: Ein weiterer Rückgang der Einnahmen um etwa ein Viertel droht in den nächsten vier bis sechs Jahren.
Als erste Sparmaßnahme versah die Synode deshalb alle Ausgabenansätze mit einer fünfprozentigen Sperre. Auch die Gemeinden sollen weniger Mittel erhalten. Ein neuer Verteilungsschlüssel soll den Betrag zwischen Kirchenzentrale und Kirchenkreisen im Verhältnis 17,5 zu 82,5 Prozent aufteilen, statt wie bisher im Verhältnis 30 zu 70. Dadurch erhalten die Kreise rund 30 Millionen Mark weniger. Für gesamtkirchliche Aufgaben und feste Kosten sollen im Vorwege 183 Millionen Mark vom Gesamtetat abgezogen werden.
Die Kürzungen sollen den Gemeinden, so Kirchenamtspräsident Klaus Blaschke, „mehr Freiheit“ bringen. Wie „kleine Profitcenter“ sollen sie in Zukunft wirtschaften, Rücklagen bilden und Überschüsse einbehalten. „Die Gemeinden müssen einen Anreiz haben, zu sparen“, meinte Blaschke. smv
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