: Fünf Bremer als „Gäste“ am Golf
■ Mitarbeiter der Lürssen-Werft stecken in Kuwait fest / 42 irakische Seeleute in Bremerhaven
Während US-Präsident Bush und sein irakischer Kollege Saddam Hussein sich darüber streiten, ob es sich bei den 11.000 AusländerInnen in Irak und Kuwait nun um „Gäste“ oder um „Geiseln“ handelt, ist dieser Streit für fünf Mitarbeiter der Lürssen-Werft (Bremen-Vegesack) alles andere als müßig. Die fünf Schlosser leben teils seit Monaten, teils erst seit Wochen in Kuwait und kommen jetzt nicht wieder zurück.
Sie sind in Kuwait, um Rüstungsgüter zu warten. Wartungsbedürftig sind Patrouillenboote, die die Lürssen -Werft Anfang der 80er Jahre nach Kuwait geliefert hatte. Insgesamt sechs solcher mit Geschützen ausgerüsteter Boote aus Bremen-Vegesack hatte Kuwait abgenommen, 1987 waren zudem sechs Schnellboote (TNC 45) an den Golfstaat
verkauft worden. Die „Lürssen„-Mitarbeiter leben derzeit, so Firmenchef Friedrich Lürssen zur taz: „zusammengezogen in der
Nähe der Botschaft“. Über die Botschaft habe er auch erfahren, „daß es ihnen gut geht“. Seine Mitarbeiter seien keinerlei Re
pressalien ausgesetzt gewesen.
Die fünf Lürssen-Mitarbeiter sind offenbar die einzigen BremerInnen, die in Irak/Kuwait festsitzen. Sowohl in der Senatskanzlei als auch in der Handelskammer waren gestern keine weiteren Betroffenen bekannt. Insgesamt müssen derzeit 256 Deutsche in Kuwait und 450 Deutsche im Irak ausharren. Die meisten leben noch in ihren Wohnungen, elf von ihnen sind bisher verschleppt worden, so zumindest lautete noch gestern mittag die Auskunft aus dem Auswärtigen Amt in Bonn.
Eindeutig „Gäste“ und keineswegs „Geiseln“ sind die 42 IrakerInnen, die die bedrohlichen Ereignisse im Abendland, genauer im Bremerhavener „Kaiserhafen“ abwarten. Sie leben an Bord des im Hafen festgemachten seeuntüchtigen Handelsschiffes „Al Sahraa“ und werden seit gestern auf Kosten des Bremer Sozialamtes verpflegt. Die „Al Sahraa“ war zwei Wochen vor dem irakischen Angriff auf Kuwait bei der Werft „Motorenwerke Bremerhaven“ aufgelaufen. Drei Monate
lang sollte die Reparatur dauern, die Besatzungsmitglieder und deren Angehörige wollten die Zeit nutzen, Bremerhaven und umzu zu erkunden. Doch mit dem Handelsembargo floß kein Geld mehr aus dem Irak Richtung Bremerhaven. Die „Motorenwerke“ stellten umgehend die Reparaturen an der „Al Sahraa“ ein, die beauftragte Agentur hörte schlagartig auf, für die Verpflegung der Schiffsbesatzung aufzukommen. Vorübergehend übernahm es daher die Werft, die zu den großen Bremer Rüstungsbetrieben zählt, die Rechnungen des beliefernden Schiffshändlers zu begleichen. Der technische Geschäftsführer der „Motorenwerke“ Gerhard Kempf: „Das kann aber nicht Aufgabe der Industrie sein.“ Gestern morgen war er denn auch beruhigt über einen Anruf „vom Senat“. Die Bremische Sozialbehörde, zuständig auch für das Hafengebiet in Bremerhaven, will zahlen. Grundsatzreferentin Christiana Ohlenburg: „Vielleicht bekommen wir das Geld vom Bund wieder.“
Barbara Debus
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