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Frühsport im Weltall

■ Am Samstag startet die Radio-Bremen-2-Reihe „SommerGäste“

Behjat Moaali? Selbst aufmerksame ZeitgenossInnen werden mit diesem Namen wenig anfangen können. Dabei hat die 50-jährige Juristin kürzlich bundesdeutsche Geschichte geschrieben.

Denn die gebürtige Iranerin hat am 3. Januar im schleswig-holsteinischen Innenministerium einen deutschen Pass bekommen und war damit die Erste, die nach dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht der rot-grünen Regierung eingebürgert worden ist. Spätestens am 22. Juli wird man von Behjat Moaali aber mehr wissen als die Farbe ihrer neuen Ausweispapiere. Denn dann ist die Kielerin zu Gast bei „zettBeh“, jener Radio-Bremen-2-Redaktion, die für die „SommerGäste“ verantwortlich zeichnet.

Das anfängliche Konzept für die „SommerGäste“, ARD-AuslandskorrespondentInnen nach Bremen zu locken und ihnen live im Foyer der Schauburg jene unbekannten Details über Land und Leute zu entlocken, für die in Nachrichtensendungen kein Platz ist, hat die zettBeh-Redaktion immer mehr aufgeweicht. Journalis-tInnen müssen es jetzt nicht mehr sein, das Interesse an einem Blick von außen auf Deutschland aber ist geblieben.

Ein geradezu mustergültiger Gast für ein solches Sendungskonzept ist Reinhold Ewald. Mit 28.000 Kilometern pro Stunde entfernte sich der Astronaut im Februar 1997 von der Erde weg, um auf die russische Raumstation MIR zu gelangen. Über das Leben im All, die Professionalität der russischen Kosmonauten und die Tücken des Frühsports in der Schwerelosigkeit erzählt Ewald am 12. August.

Erster Sommergast in der Schauburg wird am nächsten Samstag Sumaya Farhat-Naser sein. Die Dozentin an der Universiät Birzeit im Westjordanland ist eine der prominentesten Botschafterin Palästinas. Zu einer Zeit, als noch jede Kommunikation verboten war, führte sie bereits öffentlich Gespräche mit jüdischen Frauen und bereitete so den Boden für die nach wie vor zähen Friedensverhandlungen zwischen Israelis und PalästinenserInnen.

Eine Woche später wird der bekannte Schriftsteller Ralph Giordano Gesprächspartner sein. Giordano, Autor der Familiensaga „Die Bertinis“, genießt den Ruf, ein ebenso scharfsinniger wie eitler Kritiker der deutschen Vergangenheitsbewältigung zu sein (15. Juli). Ihm folgen die ARD-Europakorresspondentin Tina Hassel (29. Juli), der syrisch-deutsche Märchenerzähler Rafik Schami (5. August), Russland-Korrespondent Thomas Roth (19. August), der Schauspieler Günter Lamprecht (26. August), ein Überraschungsgast (2. September ) sowie der ZDF-Chefreporter Claus Richter (9. September), der dann gerade eine Reise durch den Amazonas hinter sich gebracht hat.

Claus Richter hat gute Chancen, als letzter Gast der Sendung in die Annalen der „SommerGäste“ einzugehen. Denn Radio-Bremen-Intendant Heinz Glässgen prüft derzeit, wo er ein Viertel seines Etats einsparen kann. Sein Augenmerk gilt dabei dem kostenintensiven Kultursender RB 2. Im Sender wird bereits gemunkelt, dass die „SommerGäste“ diesem Sparzwang zum Opfer fallen werden. zott

zettBeh-SommerGäste sind ab dem 8. Juli bis zum 9. September jeweils samstags live zwischen 9-12 Uhr in der Schauburg zu erleben. Die Sendung wird auf Radio Bremen 2 übertragen (UKW 88,3)

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