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■ Mit der Wirtschaftsstimmung auf du und duFrühes Zwitschern

Köln/Bonn (dpa/taz) – Bundesregierung und das Münchener Ifo-Institut haben schon das Ende der Krise vorausgesagt. Aber Hans Peter Stihl, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, mag daran nicht glauben. Solch positive Prognosen kämen ihm vor „wie eine frühes Zwitschern einiger Vögel in der Morgendämmerung“, sagte er gestern in Bonn. Weniger poetisch klingt seine Forderung an die Lohnabhängigen: Die „Tarifpartner“ sollten im nächsten Jahr „auch nominell auf jede Lohnerhöhung“ verzichten.

Am Erfolg solcher Parolen zweifeln aber wiederum die Unternehmen, in deren Namen Stihl spricht. Das „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) in Köln hat die wichtigsten Verbände der Industrie, der Bauwirtschaft, des Handwerks, Handels und des übrigen Dienstleistungsgewerbes nach ihren Konjunkturprognosen befargt. Das Ergebnis ist niederschmetternd für den Westen Deutschlands: 35 von 41 Wirtschaftsbranchen planen für 1994 einen weiteren Abbau der Beschäftigung. Ein Aufschwung wird nur im Osten erwartet. Dort sei das Investitionsklima „ungebrochen freundlich“. 20 Branchen rechnen mit steigenden, 14 mit „unverändert hohen Investitionen“ in der ehemaligen DDR.

Im Westen schätzen nur die Verbände der Textil- und Bergbauindustrie die derzeitige Stimmungslage besser ein als zum letzten Jahreswechsel. In 25 Wirtschaftszweigen ist die Stimmung dagegen noch stärker getrübt als vor zwölf Monaten. Die 14 Branchen, in denen sich das Klima nicht verändert hat, beschreiben ihre Laune als „unverändert schlecht“. Sorge bereite vor allem „die Tatsache, daß diesmal nicht nur konjunkturelle, sondern auch strukturelle Probleme zu bewältigen“ seien.

Die meisten der befragten Verbände rechnen zwar mit einem „Ausklingen der Rezession“, erwarten aber noch keine durchgreifende Konjunkturerholung. Unter dem Druck sinkender Erträge und unausgelasteter Kapazitäten „werden in Westdeutschland die Investitionen nochmals zurückgefahren“. Leichte Erholungen erkennen lediglich die Autobranche und die Chemiekonzerne. Aber: „Für eine Wende am Arbeitsmarkt reicht das nicht aus“, faßt das Institut seine Analyse zusammen. nh

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