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Archiv-Artikel

Fruchtfliege mit schwerem Kater

WÜRZBURG ap/taz ■ Wer kennt es nicht? Das morgendliche Erwachen als Erzbischof des Suffs. Wenn ein hoher Hut von oben aufs Gemüt drückt und grelles Licht Kerben in die Netzhaut brennt. Wenn selbst der leiseste Laut die Ohrmuscheln martert und die Hirnplatte nach dem Exzess des Vorabends zu explodieren droht. Aber das Schlimmste ist die wehe Einsamkeit, das Gefühl der totalen Vereinzelung im Schmerz, der nur in diesem einen schweren Schädel zu wüten scheint. Doch damit ist jetzt endlich Schluss! Denn der Mensch ist im Kater nicht allein. Ausgerechnet die Fruchtfliege besitzt ein Gen für die Verträglichkeit von Alkohol. Das haben Wissenschaftlerinnen der Universität Würzburg entdeckt. Das so genannte Kater-Gen scheine generell dann wichtig zu sein, wenn der Organismus mit Stress zu kämpfen habe, berichteten die Forscherinnen am Montag. So seien Fruchtfliegen, deren Kater-Gen nicht mehr richtig funktioniere, deutlich empfindlicher gegen Hitze und Gifte und könnten sich außerdem nicht so leicht an steigende Alkoholmengen gewöhnen wie ihre Artgenossen mit unversehrtem Gen. Von ihrer Entdeckung erhoffen sich die Alk-Wissenschaftlerinnen Aufschlüsse über den Rausch des Menschen. Ach, Fruchtfliege, lass uns doch mal einen trinken gehen – von wegen Erfahrungsaustausch, ob es auch in dir drin immer so summt und brummt.