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Frucht-Händler setzt Senat unter Druck

■ Kaufmann Bernd-Artin Wessels (Atlanta, Hameico) will den Bau der Autobahn A 281 blockieren, wenn der Senat wie beschlossen an der Wohn-Option festhält

Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) orakelte bei der Vorstellung des Senats-Kompromisses für die alten Bremischen Hafengebiete rechts der Weser: Ein „schweres Gespräch“ habe er noch vor sich. Inzwischen ist klar, mit wem er reden musste: Bernd-Artin Wessels, der mächtige Fruchtimporteur der Atlanta-AG. Am Freitag lehnte der den Senatsbeschluss zum Hafengebiet als nicht akzeptabel ab und forderte vor der Kamera von buten & binnen, die Wohn-Option für die Fläche 12 („Übersee-Stadt“) ganz zu streichen. Wessels drohte unverhohlen: „Wenn die Regelung nicht zufriedenstellend für unser Haus getroffen wird, dann ziehen wir nicht um.“ Bis 2010 laufen die Pachtverträge der Wessels-Tochterfirma Hameico am Flughafen genau dort, wo die Stelzen der Stadtautobahn stehen sollen. Folge: „Das bedeutet, dass das Gesamtgelände nicht genutzt werden kann für andere Zwe-cke.“ Sprich: Die A 281 könnte nicht gebaut werden.

Wessels ist nicht irgendwer in der Stadt. Er ist bekannt für sein Engagement und seine kraftvollen, originellen und eigenwilligen Vorstöße. Schon vor zehn Jahren war er im „Schattenkabinett“ des CDU-Vorsitzenden Bernd Neumann als Wirtschaftssenator vorgesehen. Das hinderte ihn nicht, vor drei Jahren in einer großen privaten Zeitungsanzeige den CDU-Landesvorsitzenden aufzufordern, seinen Platz für neue Köpfe freizumachen. 1992 drohte Wessels, mit seinem Frucht-Import aus Bremen abzuwandern. Der Bremer Senat spendierte verdeckte Mietzuschüsse von 4,5 Millionen Mark jedes Jahr aus der Verzinsung des Pensionsfonds der Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG), damit die moderne Fruchtumschlags-Anlage am Europahafen für Wessels nicht teurer kam als die alte.

Wessels ist dabei nicht nur Gesellschafter der Kühltransport-Firma Hameico mit Sitz am Großmarkt, er ist auch Anteilseigner bei der B+T Bautechnik GmbH, die am Bau des neuen Großmarktes beteiligt ist. Die kleinen Händler auf dem Großmarkt hatten aus diesem Grunde Angst, dass Wessels ihnen die Preise in dem Neubau diktieren würde. Durch staatliche Beihilfen soll das nun vermieden werden.

In der Handelskammer setzte Wessels Wirtschaftssenator Hattig am vergangenen Montagabend unter Druck mit der Ankündigung, er werde nicht als neuer Präses der Handelskammer zur Verfügung stehen, wenn für den Überseehafen die Option „Wohnen“ offen bleibe. Am Dienstag früh, dem Tag nach dieser Drohung, nahm der Senat einen Passus in seinen Beschlussvorschlag auf, nach dem das Wohnen jedenfalls bis 2011 nicht geplant werden soll.

Hattig hoffte, dass Wessels sich damit zufrieden geben würde. Aber das reicht dem Fruchthändler nicht. Wessels ging mit seiner Drohung zum Regionalfernsehen, um den Senat in Sachen Überseehafen vor aller Öffentlichkeit in die Knie zu zwingen. K.W.

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