piwik no script img

Friedensgewinnler

■ Gorbatschow läßt den Dollar springen

Kracht's am Golf, steigen die Aktien an der Wallstreet - so war es jedenfalls in den letzten Jahren. Klarer Fall, der Krieg ist der Vater aller Profite. Doch diesmal scheint's der Frieden zu sein: Die Ankündigung Gorbatschows eines Truppenabzugs ließ den Kurs des US-Dollars binnen eines Tages um satte fünf Pfennig auf über 1,77 Mark steigen, der Dow-Jones-Ak tienindex kletterte um 25 Punkte.

Die Hoffnungen der Spekulantenwelt richten sich jetzt auf die US-Regierung; sie erwarten, daß eine Kürzung des Rüstungsetats die enorme Staatsverschuldung der USA verringere. Eine solche Schuldenreduzierung läuft dabei tendenziell auf eine Zinssenkung hinaus. Zumindest die Gefahr unerwarteter Zinssteigerungen dürfte dadurch sinken. Da Zinssteigerungen regelmäßig zu starken Kurseinbußen an der „Aktienfront“ führen - bis hin zum Crash wie im Oktober 1987 -, sind die Aktienkurse dank Gorbatschow mittelfristig etwas sicherer geworden.

Daß nun die Börsenkurse auch in der Bundesrepublik etwas anzogen, liegt wiederum daran, daß der Wert des US-Dollars so stark zunehmen konnte. Jeder Pfennig Kursanstieg beim Dollar gegenüber der Deutschen Mark bringt der bundesdeutschen Exportindustrie nämlich Milliarden und Abermilliarden zusätzlicher Pfennige ein. Daß allerdings die Abonnentenkurve des taz-Konzerns mit der „Gorbatschow -Ralley“ einen Sprung nach oben vollzöge, tat die zuständige Abteilung gestern noch als aus durchsichtigen Motiven ausgestreutes Gerücht ab.

-ulk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen