piwik no script img

Friedensdemo im Hofgarten erlaubt

■ Oberverwaltungsgericht Münster hat keine rechtlichen Bedenken gegen die Kundgebung in Bonn / Trägerkreis „Bundeskonferenz unabhängiger Friedensgruppen“ protestiert scharf gegen Auftritte von Parteirednern

Von Charlotte Wiedemann

Bonn (taz) - Die heutige Friedenskundgebung kann nun doch ganz legal auf der Bonner Hofgartenwiese stattfinden. Bereits am Donnerstag abend hatte das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden, daß der Demonstration rechtlich nichts entgegensteht und die Polizei deshalb nicht zum Einschreiten verpflichtet sei. Gegenüber der Universitätsleitung, die als Besitzerin der Wiese die Kundgebung untersagt hatte, sprach das Bonner Polizeipräsidium daraufhin eine Duldungsverfügung aus. Angesichts der geballten Übermacht von Friedensbewegung und Ordnungskräften machte die Uni– Leitung dann gestern morgen vor dem Bonner Landgericht zivilrechtlich einen Rückzieher und erklärte ihr Verbotsbegehren für erledigt. Die Kundgebung unter dem Motto „Atomraketen verschrotten - den ersten Schritt tun“ kann also ungehindert um 11.30 Uhr im Hofgarten beginnen. Vorher demonstrieren die Teilnehmer in drei Zügen zur Innenstadt. Die Veranstalter erwarten etwa 100.000 Kundgebungsteilnehmer. Daß mit Hans–Jochen Vogel und Petra Kelly auf der heutigen Kundgebung entgegen früheren Gepflogenheiten erstmals Parteiredner sprechen dürfen, wurde gestern vom Trägerkreis des BUF (Bundeskonferenz unabhängiger Friedensgruppen) scharf kritisiert. „Die eigenen Hoffnungen siegen über die frühere Einsicht, daß die NATO von ihrer ganzen Anlage her ein Bündnis für den Krieg ist“, heißt es in der BUF–Er klärung. Auch die SPD stehe auf dieser Grundlage westlicher Interessen, die Einladung Vogels sei daher „ein Schlag ins Gesicht all derer, die auf der Eigenständigkeit der Friedensbewegung beharren“. BUF fordert die KundgebungsteilnehmerInnen auf, eine Mißbilligung gegenüber der Parteien–Einladung „unüberhörbar und unübersehbar“ zu machen. Dem Koordinationsausschuß als Veranstalter droht wegen der vergleichsweise kurzfristig angesetzten Großdemonstration der finanzielle Ruin. Um Spenden wird deswegen „wg. Demo“ auf das Sonderkonto Frieden, Gerd Greune, Sparkasse Bonn, Kto–Nr. 87783, gebeten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen