■ Urdrüs wahre Kolumne: Friday Night
Während der närrischen Prunksitzungen in den Karnevalshochburgen des Schaumburger Landes wurde der Schreiber dieser Zeilen in den letzten Wochen mehrfach mit Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet und hat nach dieser beglückenden Erfahrung jetzt ein bisschen mehr Verständnis für all die kleinen Arschlöcher, die sich als Marathonläufer abstrampeln oder am Wettbewerb „Jugend forscht!“ teilnehmen. Im Interesse der Kriegs-Prophylaxe halte ich es nunmehr für dringend erforderlich, dass mehr Orden für dieses oder jenes ausgegeben werden und empfehle, solches Geklimper bereits zum diesjährigen Ostermarsch für alle Mitlatschenden auszugeben: Kost doch nix und macht viel Freude!
Der freundliche Egomane Günter Kahrs wird morgen im Kellerklub Weberstraße seinen Wahlkampf als Meisterbürger Propper eröffnen unter dem Motto „Stillstand brechen – Stadt im Fluss“ und hat dazu schon mit Vertretern der Weltregierung die außenpolitische Forderung „Amis haut ab aus dem Irak“ entwickelt. Leider gelang es ihm nicht mehr, zur Propagierung dieser Parole einen Platz im Teilnehmerfeld für die heutige Grand Prix-Vorentscheidung in Hannover zu erreichen. Die Zladkos und Moshammers dieser Welt erweisen sich damit einmal mehr als Hindernis beim Aufbruch der Menschheit aus ihrer selbstgeschaffenen Unmündigkeit ...
Nachdem in diesem Jahr begründete Hoffnungen bestehen, dass die Breminale wg. vermeintlich unzureichender Subventionen ausfällt, sei daran erinnert, dass die ursprüngliche Konzeption dieser Lustbarkeit vorsah, ein weserlustiges Fest der Lebensfreude durch die ganze Stadt tingeln zu lassen und nicht, sich dauerhaft da oder dort zu etablieren und im Boden festzuwachsen. Mit den freiwerdenden hundert Mille könnte man auch jetzt noch eine Neuauflage der Wallungen inszenieren, auf Parzelle ein gigantisches Volksfest feiern oder eine „Tenever ist geil-Party“ schmeißen, gern auch mit dem Spielmannszug Huchting und Jens Eckhoff als bützendes Funkenmariechen. Vermutlich dämmert den Breminalistas jetzt, dass jedes Vakuum gefüllt wird.
„Kleingärtners Tod/tut das not?“ – Geherzt und geknuddelt sei der wackere Poet, der mit diesem Sprüchlein das Herz der Parteitagsdelegierten des SPD-Unterbezirks Bremen Stadt anrührte und so mit zu dem Votum beitrug, die Parzellen dauerhaft zu sichern. Wenn jetzt auch noch Sanktionen gegen SpitzengenossInnen beschlossen werden, die so weitermachen wollen wie bisher, biete ich der Sozialdemokratie noch eine Koalition an. Und dann machen wir Schulenberg zum Wirtschaftsflüchtling, verhindern gemeinsam die Castor-Transporte, führen die Butterfahrten wieder ein und setzen beim Bierpreis Happy Hour rund um die Uhr durch. So schön könnte sie sein, die Welt!
Fernsehen sei dank, steht der Weg zum Millionär durch die einschlägigen Quizrunden jetzt wirklich wieder jedem frei, der sein einbändiges Volkslexikon vom Bertelsmann-Lesering halbwegs im Koppe hat. Und schon wächst der Druck der Kinder auf die Eltern, sich diesem Abenteuer zu stellen: „Warum bewirbst du dich nicht, Papa?“ fragt da selbst mein kleines Söhnchen Linus. Und beschämt verstumme ich und hoffe auf eine Zeit, da die Kurzen wieder begreifen, was wir großen dicken Alten schon längst zum Thema Knete vergessen haben, wie nicht zuletzt die ständig wachsende Zahl der „unterbrochenen taz-Abos“ belegt ...
Gibt es für uns Männer in den Wechseljahren irgendetwas zu bereuen? Fragt in ungespielter Ratlosigkeit kurz vorm Internationalen Frauentag
Ulrich „Groucho“ Reineking
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