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Archiv-Artikel

Frickler gesucht

Ingenieure haben Zukunft: Viele Unternehmen suchen Nachwuchs. Doch die Begeisterung für technische Studiengänge bleibt begrenzt

Der Nachwuchsmangel bei den Elektro- und IT-Ingenieuren eröffnet Berufseinsteigern glänzende Perspektiven bei der Jobsuche. Nach einer Studie des Branchenverbands VDE muss die große Mehrheit weniger als zehn Bewerbungen schreiben, um einen Arbeitsplatz zu finden. Jedes dritte Unternehmen befürchtet, künftig nicht mehr genügend Experten zu finden. Das seit Jahren sinkende Schulniveau in Mathe und Physik werde den Nachwuchsmangel weiter verschärfen. Für die am vergangenen Montag in Aachen vorgestellte „VDE-Young Professional Studie 2006“ wurden Berufseinsteiger, Unternehmen und Professoren befragt.

Über alle Branchen gesehen gebe es pro Jahr ein Defizit von 10.000 Ingenieuren: 50.000 schieden jährlich in Deutschland aus dem Berufsleben aus, im Gegenzug gebe es nur 40.000 Absolventen, stellte der Präsident des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE), Michael Stadler, fest. Im Internationalen Vergleich ließen sich in Deutschland zu wenig junge Menschen von technischen Studiengängen begeistern. Wenn Deutschland nicht gegensteuere, riskiere es seine technische Führungsposition, sagte Stadler beim Verbands-Kongress mit 1.500 Fachleuten.

Allerdings stellten die Universitäten bei den Abiturienten deutliche und zunehmende Defizite in Mathematik, Naturwissenschaften und in Deutsch fest. Hochschulen könnten diese Lücken im Basiswissen jetzt noch ausbügeln, stießen aber zunehmend an ihre Grenzen. „Defizite in diesen Schlüsselfächern werden auch das Interesse an Technik sicher nicht steigern“, sagte Stadler.

Laut Studie wird der Anteil an Ingenieuren in Unternehmen weiter zunehmen. Im Jahresvergleich stiegen die Online-Stellenangebote für Elektroingenieure um 25 Prozent. Von einer Bewerbungs-Schwemme kann bei den Unternehmen schon jetzt keine Rede sein: Drei Viertel der befragten Firmen gaben an, dass auf jede zu besetzende Stelle für einen Elektroingenieur oder IT-Experten weniger als 25 Bewerbungen kommen. Bei jedem dritten Unternehmen landen weniger als zehn Bewerbungen auf dem Schreibtisch.

Über die Hälfte der Jungingenieure schaffen den Berufseinstieg nach ein oder zwei Bewerbungsgesprächen. Die Arbeitsagenturen spielten bei der Vermittlung keine Rolle. Für jeden Dritten war das Praktikum oder die Studienarbeit der Türöffner. 80 Prozent der befragten Elektroingenieure schätzen ihren Beruf als krisensicher ein. DPA