: Freude für alle Iren
■ Der designierte Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney ist zurück in Irland
Athen/Dublin (taz/AFP/dpa) – Sie suchten und sie fanden: Am Freitag abend hatten die Reporter der griechischen Zeitung Ethnos den diesjährigen Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney in seinem Hotel in Pylos aufgespürt – Grund genug für den scheuen Iren, schleunigst das Weite zu suchen und nach Irland zurückzukehren, nicht ohne allerdings den Journalisten noch in die Feder zu diktieren, er habe von seinem Sohn per Telefon von der Ehrung erfahren.
Er freue sich sehr, sagte Heaney, empfinde den Preis aber auch als „schwere Last“ und habe Angst vor den „inneren und psychologischen Veränderungen, die der Preis mit sich bringen kann.“ Solche Worte mögen zwar weit entfernt sein von der „lyrischen Schönheit“, für die Heaney ausgezeichnet wurde, aber sie entsprechen den Befürchtungen seines Bruders Dan, die Preisverleihung in Stockholm am 10. Dezember werde für den bescheidenen Heaney eine Qual sein.
Angekommen in Irlands Hauptstadt Dublin mußte Heaney über sich ergehen lassen, was allen Iren und Irinnen widerfährt, falls sie irgendwo einen Preis gewinnen: Der geballte Stolz der Nation schritt in Person von Premier John Bruton zum Empfang, Staatspräsidentin Mary Robinson lud zum Tee in die Privatresidenz – und das irische Fernsehen konnte Heaneys einigende Worte übertragen, der Preis sei Anlaß zum Feiern für alle Iren, und überhaupt auch „für alle irischen Dichter“ gedacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen