piwik no script img

Freude betr.: Kommentar: Was zu beweisen war, taz-Hamburg vom 25.1.1999

Liebe Heike Dierbach, was bewegte Dich bloß dazu, den Mescalero-Brief zu bemühen und Deine klammheimliche Freude über den Antifa-Protest vom Sonnabend zu bekunden? Sicherlich beabsichtigst Du nicht, die Aktion gegen den Salon-Rassismus der sogenannten Christ-Demokraten mit der „Politik“ der RAF auf eine Stufe zu stellen. Ist es also die Unsicherheit oder gar Inkonsequenz des ewigen „Einerseits und Andererseits“, von der sich so viele Beobachtende in der Vergangenheit nicht freimachen konnten, wenn sie sich zwar mutig freuten, aber schüchtern nur klammheimlich?

Die CDU benutzt den offenen, längst nicht mehr latenten Rassismus integrierter Deutscher und heizt ihn noch an. Ihr Verhältnis zu Ausländern und Menschen überhaupt orientiert sich systemkonform an Verwertungskriterien und nicht am Humanismus. Diese Politik, die nicht weniger schlimm ist als das Gerede von Ganoven und Sozialschmarotzern, gilt es zu entlarven und anzugreifen. Wenn uns dazu nicht mehr einfällt, als Schäuble-Veranstaltungen niederzutrillern oder die rassistischen Listen zu zerreißen, ist das verhängnisvoll. Die CDU stellt sich, wenn die Angriffe der Linken allein auf dieser Schiene fahren, als moralische Siegerin dar. Die Unterschriftenlisten sind nicht demokratisch, sondern populistisch und demagogisch. Wenn die Sammlung der CDU behindert wird und ihre demokratische Legende als Hetze enttarnt wird, ist das ein Grund, sich zu freuen – aber bitte nicht mehr klammheimlich!!

Leiv Eirik Schwichtenberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen