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Fremde Erinnerungen des ewigen Talents

■ Der Exil-Schotte Lloyd Cole und sein Kampf gegen die Langweiligkeit

Kariertes Hemd und gestreifte Hose passen nicht zusammen. Das müßte eigentlich auch Lloyd Cole wissen, und dennoch präsentiert sich der Schotte auf dem Cover seiner neuen CD Love Story in eben jemem beißenden Outfit. Aber einer der geschmacksichersten war der ewig melancholisch Dreinblickende noch nie und keiner von besonders ausgeprägter Konsequenz. Stets schien der Mittelweg der richtige zu sein, der in Coles Fall eine Sackgasse war.

Das Stigma des ewigen Talents ist der Familienvater, der mit Frau und Kind seit einigen Jahren in New York lebt, nie losgeworden – vielleicht nicht einmal zu Unrecht. Auf ein durchgängig gutes Album warten wir seit seinem 84er Debüt Rattlesnakes – bislang vergeblich. Cole schaffte es nie – weder mit seinen Commotions noch seit Ende der 80er als Solo-Künstler –, die Klasse einzelner Songs über eine längere Strecke durchzuhalten. Für Mix-Cassetten ist er eine sichere Bank, doch in seinem Gesamtwerk gehen ältere Glanzstücke wie „Are You Ready To Be Heartbroken“ oder „Forest Fire“ und ein aktuelles wie „Trigger Happy“ in reichlich Durchschnittlichem unter.

Zu einem radikalen Schnitt war der Mann mit den graublauen Augen selbst nach der Emigration in die USA nicht willens oder fähig. Die Unentschlossenheit des Briten blieb, der oft wie ein Opfer seiner eigenen Vorstellungen wirkt, was sich für einen seriösen Künstler ziemt. Ganz selten ist er unverkrampft wie bei seinem Hamburger Auftritt vor vier Jahren. Als Zugabe servierte er damals eine wunderbar halbakustische Coverversion von „Being Boring“ der Pet Shop Boys. In dem Song geht es um vergangene Jugendtage und die Erkenntnis, kein Langweiler gewesen zu sein, weil man sich nie gelangweilt hatte. Fremde Erinnerungen sind manchmal hilfreich, wenn man selber keine hat – oder andere. cleg

Sa., 7.10., 21 Uhr, Markthalle

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