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■ RadiodaysFreitag

Daß Friedrich, der große Über-Denker, heuer 150 wird, darf den Hörfunk als Kulturträger natürlich nicht kaltlassen. So läßt der SFB 3 (noch zweimal donnerstags um 22.00 Uhr) vorm verschüchterten Moderator zwei Gelehrte gepflegt zum Thema Nietzsche disputieren, und der BR 2 schickt einen Hörspielneuling ins Rennen. Vier Jahre lang feilte das gemischte AutorInnendoppel an seinem Kunststück. Bei soviel Zeit muß der Rückgriff auf ein momentan gängiges Dramaturgiemuster doch überraschen: Treffen sich also zwei Zeitgenossen einer Berühmtheit am Bahnhof ... Egal! Hier haben wir die Geburtstagstorte und wollen nicht über den Zuckerguß meckern: In Friedrich ist gerade abgereist huscht Original-Nietzsche – bekloppt, mit Schlafmütze und selbstkomponiertem Tamtam – nur mal eben kurz durchs Bild. Der Rest ist Streiten. Und zwar in seiner alltagsphilosophischen Variante. Womit Herr und Frau Jedermann zum Zuge kommen. Nächtens auf dem Turiner Bahnhof gestrandet, diskutieren Irene Foni und Herr Sagebeil – perfect strangers und abgründig einsam – ihre desolate Lage: kein Zug nirgends. Angst und Ärger steigern sich, und erwartungsgemäß verdichten Barbara Strohschein und Dieter Philippi die Situation zur Daseinsmetapher: 22.05 Uhr.

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