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■ RadiodaysFreitag

Es gibt literarische Texte, die erst im Radio so richtig zu sich selbst (und zur RezipientIn!) finden. Das ist so, weil sie zum Beispiel dreihundertdreißig (!) Seiten lang ohne Absatz, Punkt und Komma durchs Bewußtsein der AutorIn in die Außenwelt strömen. Unbestreitbar sind sie somit zwar „easy to hear but not to read“, wie Enoch Brater es ausdrückte. Gut also, daß der BR 2 mit seiner Bearbeitung von Friederike Mayröckers umfangreichem Prosagedicht (s.o.) deren Anliegen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. „Mein Herz mein Zimmer mein Name“ heißt der Text in Buchform, wurde aber fürs Radio in Obsession I und II umbenannt. Frau Mayröckers Arbeitsmotivation war es, ihre „Leib- und Schreibgeschichte“ zu verfassen. Ein personalhistorischer Rückblick also. (Was heuer gut paßt, geht die Mayröcker doch just in diesem Monat auf die Siebzig zu ...) Dramaturgisch ummäntelt die Dichterin ihre Liebes-, Kindheits- und Literaturgeschichte mit folgender Dreieckskonstellation: eine ältere Schriftstellerin teilt die Wohnung mit einer jüngeren Dame und dem ebenfalls betagteren Kollegen, ihrem „Ohrenbeichtvater“. Wer trotz aller medialen Aufbereitung nur Bahnhof versteht, sei an Klaus Ramm verwiesen: Sein Essay Bildgestöber vor wechselndem Ohr erläutert gleich nach der Sendung die Hörspielkunst der alten Dame: 22.05 Uhr. (Teil 2: 23.12., 22.05 Uhr)

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