: Freisinger Kleinstadtmief
betr.: „Luxuskrise im Picobellobezirk. Freising, wo es die wenigsten Arbeitslosen gibt“, taz vom 6. 11. 03
Nachdem ich als Kunsthistorikerin sechs Jahre in der 40.000-Einwohner-Kleinstadt und CSU-Hochburg zu Füßen des Doms verbracht habe, ist es der zuständigen Dame des dortigen Arbeitsamts leider nicht gelungen, mich als Geisteswissenschaftlerin und Akademikerin weiterzuvermitteln (Umschulung gefällig? Ja, lesen Sie denn keine Stellenangebote in den Zeitungen?).
Wer nichts mit der TU oder dem Münchner Großflughafen im Erdinger Moos zu tun hat und zum Warenverkäufer, Kneipenwirt oder CSU-Mitglied nicht geboren ist, der möge das Weite suchen. Andere Positionen sind in den Händen alteingesessener Freisinger/Erzkonservativer, bei denen schon ein „falsches“ Outfit genügt, um in deren moralischen Beschuss zu geraten oder mit eisiger Nichtbeachtung gestraft zu werden. Überlebende des Freising-Dramas gehen daher nach München, Berlin oder Buxtehude, auch wenn dort die Arbeitslosigkeit höher ist. Allein, um nicht im Kleinstadtmief zu ersticken. ANGELIKA LEITZKE, Berlin
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