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Freier Drogenhandel im Knast

■ Brief eines Häftlings über Drogenhandel im Strafvollzug

Ich habe meinen Haftraum in der Vollzugsgemeinschaft (VG), hier soll auch eine drogenfreie Zone sein. Also, die Anstalt hat geplant, daß jeder freiwillig hierher kommt, um unter Gefangenen zu sein, die auch keine Drogen nehmen wollen — d.h., daß hier in in der VG rund 35 Leute sind — und fast jeder heroinabhängig. Nun, es läuft hier aber auch gar nichts, kein Hilfsangebot — die Beamten denken teilweise, daß man Haschisch spritzt und daß das süchtig macht. Wir können also mit unseren Problemen nicht zu den Beamten gehen, weil die keine Ahnung haben. Wißt ihr, was jetzt hier los ist? Ich komme mir manchmal vor, als wäre ich an der „Ecke“ im Steintor! Sehr viele rennen sehr breit übern Flur! Es ist aber auch teuer, sich täglich den Schuß zu kaufen. Also wird hier gestohlen und eingebrochen! Kameradendiebstahl! Jetzt denkt man vielleicht, daß „die schweren Jungs“ das hier schon regeln werden — gar nichts! Die Leute, die zu den Dieben sagen, daß sie wegbleiben sollen, werden massiv bedroht! Ein paar Leute laufen mit Messern und anderen Wekzeugen rum, um sich zu verteidigen. Und die Bedrohungen hier sind nicht ohne!Die Anstalt macht aber nichts. Sie wartet wohl darauf, daß es hier einen Verletzten gibt oder gar einen Toten. Es ist mittlerweile eine Situation eingetreten, in der Brutalität, Erpressung, Nötigung und Unterdrückung an der Tageordnung sind! Können Sie sich vorstellen, daß ein paar Leute die Gemeinschaft so vergiften können? Ja — das ist hier so! Das ganze Haus ist deswegen so unruhig. Wir haben die Anstalt gebeten, die Diebe wenigstens zu verlegen — aber weil sie keine Beweise hat, macht sie das nicht. Und verraten kann man hier nicht einfach so, weil man hier ja leben muß. Und als Verräter lebt es sich schlecht. Mann/Frau sollte sich mal daran gewöhnen, daß hier nicht alle Gefangenen die harten Burschen sind. Es gibt hier auch viele gefühlvolle, sanfte, freundliche Menschen, die sich wünschen, draußen in Ruhe zu leben. Und für uns ist es schwer, unter solchen Umständen zu leben. Es muß doch sowas wie eine Resozialisierung wenigstens angestrebt werden — und nicht nur Verwahrvollzug. Tanti

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