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Freie Schulen fordern Anerkennung

■ 22.Bundestreffen der Freien und Alternativ–Schulen tagte fröhlich - chaotisch - alternativ in einem Bremer Bürgerzentrum / Interne Diskussion und Koordination vom Streit um staatliche Anerkennung überlagert

Aus Bremen Klaus Wolschner

Irgend jemand versucht die Stühle im Bremer Bürgerzentrum „Weserterrassen“ in einen ordentlichen Kreis zu stellen, jemand brüllt „Pleeeh–num“, mit „lalülala“ schieben Fünfjährige einen Servierwagen quer durch den Raum, überall stehen Menschen herum, reden miteinander, die Kleidung erinnert mehr an die frühen 70er als an den Zeitgeist der späten 80er. Kein Zweifel, hier sind wir richtig beim Treffen der Freien und Alternativ–Schulen. Etwa 100 Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen trafen sich am Wochenende in Bremen zu ihrem „22. Bundestreffen“, es ging, wie die abschließende Pressemitteilung vollmundig ausführt, um „Kindheit heute“, um „Angst und Aggression“ und um Beratungen „über den Stand der Freien Schulen, ihre inneren Probleme und Konflikte und weitere Zukunft“. Die fanden auf dem Bundestreffen allerdings, wenn überhaupt, nur „informell“ statt. Statt dessen führte das Plenum vor, wie schwierig es ist, die eigenen Angelegenheiten frei und selbst zu regeln. „Wir sitzen seit drei Jahren zusammen und überlegen, wie wir die Sache mehr in die Öffentlichkeit kriegen“, beschreibt einer. Idee und Lösung des Problems: Ein „Pressebüro“ für die Freien Schulen muß her, so wurde es beim letzten Bundestreffen auch beschlossen. Sitz sollte Egling in Bayern sein. Was ist draus geworden? „Es ist einfach kein Bedarf da“, berichtet der aus Egling, „offenbar keine Basis.“ Ganze sieben Anfragen habe er bekommen, und die Freien Schulinitiativen waren so frei gewesen, praktisch nichts zu schicken. Der hochgesteckte Anspruch soll also fallengelassen werden. Nun gibt es eine ABM–Stelle zum Aufbau eines Archivs (Rollnerstr. 59, 85 Nürnberg 10). „Wenn ihr was produziert oder ne neue Idee habt“, sagt die Frau, die es vorstellt - im Kinderladen der Freien Schulinitiative wird es vorläufig archiviert. Groß war die Resonanz bisher nicht. „Das Pressebüro ist tot, es lebe das Archiv“, sagt einer. Einen Reader wollten die Freien Schulen herausbringen, aber von 13 eingegangenen Beiträgen waren ganze zwei aus der Praxis geschrieben, elf stammen von irgendwelchen schreibenden und mehr oder weniger akademischen Schreibtisch–Gönnern. „Das ist so nicht zu veröffentlichen, es müßte jemand ganz neu Autoren motivieren ...“, sagt der, der sich bisher darum gekümmert hat. Daß das Pressebüro nicht zu stande gekommen war, so wurde dann doch deutlich, hat auch inhaltliche Gründe. Mißtrauen schlägt den Eglingern entgegen, die sich schon durch ihren äußerlichen Schick abgrenzten. Darüber hinaus haben die Eglinger auch ein viel radikaleres Konzept: Der junge Mensch werde verpflichtet, „sich der staatlich vorgeschriebenen Bildung zu unterwerfen - bis in die Freien Alternativschulen hinein“, hatten sie in einem internen Thesenpapier geschrieben. Sie wollen überhaupt keine Kompromisse mit der staatlichen Anerkennung als Schulträger machen, sondern die Kinder zu Hause und bei Nachbarn lernen lassen - „home schooling“ heißt das in den USA. Vorerst kämpfen die Freien Schulen weiter um den staatlichen Segen für möglichst wenig einschränkenden Bedingungen. Am kommenden Freitag geht es vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf um die Freie Schule Wuppertal. Die Kreuzberger sind vor das Bundesverfassungsgericht gegangen, und die Bremer - nicht ohne Grund war das Bundestreffen dorthin gelegt worden - wollen im Juni vor dem Verwaltungsgericht die angedrohte Schließung der „Freien Kinderschule“ verhindern. Die Behörde hatte gegen Eltern Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen die Schulpflicht beantragt. Auf dem Treffen konnte ein kleiner Erfolg mitgeteilt werden: Die Bremer Staatsanwaltschaft wird die Verfahren einstellen.

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