Das Portrait: Frei nach 29 Jahren
■ Subandrio
Er wollte nicht im Gefängnis sterben. Gestern wurde sein Wunsch erfüllt: Nach 29 Jahren Haft kam der 81jährige Subandrio in der indonesischen Hauptstadt Jakarta frei.
Zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Indonesiens von den Niederlanden gibt sich die Regierung unter Präsident Suharto menschenfreundlich: Neben Subandrio begnadigte sie den 71jährigen ehemaligen Chef der Luftwaffe, Omar Dhani, und den 77jährigen früheren Vize-Geheimdienstchef Sugeng Sutarto.
Alle drei waren wegen angeblicher Beteiligung an einem kommunistischen Putschversuch 1965 zum Tode verurteilt worden. Der heutige Staatschef Suharto hatte sich mit einem Gegenputsch an die Macht gebracht und dafür gesorgt, daß Hunderttausende von vermeintlichen Kommunisten verhaftet wurden. 1980 wurde das Urteil gegen Subandrio in lebenslange Haft umgewandelt.
Subandrio war Karrierediplomat, kein politischer Aktivist. Bevor er Außenminister in der Regierung Sukarno wurde, war er Botschafter Indonesiens in London. Er gehörte der sozialistischen Partei an, bevor sie 1960 aufgelöst wurde, und trat später der nationalistischen Partei Indonesiens PNI bei.
Erst als die Regierung Sukarno in den 60er Jahren enger an Hanoi und Peking anlehnte, geriet der Außenminister in den Ruf, ein linker zu sein. „Hadschi Peking“ nannte man ihn, frei übersetzt heißt das: „Der, der nach Peking pilgert“.
Subandrio, der 81jährige Ex- Außenminister Indonesiens Foto: AP
Bis Mitte der achtziger Jahre wurde Subandrio im Spezialgefängnis Nirbaya in der indonesischen Hauptstadt festgehalten, wo vor allem hochrangige Politiker inhaftiert waren. Später kam er in die „normale“ Haftanstalt Cibinang.
Während seines Gefängnisaufenthalts beschäftigte sich Subandrio verstärkt mit seiner islamischen Religion und erklärte, er wolle nach seiner Freilassung ein normales und gottgefälliges Leben führen.
Daß der neue Präsident nicht wirklich an Subandrios kommunistische Verwicklungen glaubte, wird schon daran deutlich, daß vier Häftlinge, die tatsächlich Mitglieder der KP Indonesiens waren, nicht unter die Amnestie fallen. Sie warten auf die Vollstreckung des Todesurteils. Insgesamt gibt es nach Angaben der indonesischen Menschenrechtsorganisation Tapol immer noch mindestens 1.000 politische Gefangene in Indonesien. Pierre Van Hoeylandt
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