american pie: Frauenfußball auf dem Prüfstand
„Ein großartiger Tag“
But the man there said the music wouldn’t play
„Ich bin froh, dass es einen Sieger gab“, meinte Tony DiCicco, früher Trainer des Frauen-Fußballteams der USA, jetzt Commissioner der Women’s United Soccer Assocciation (WUSA), der neuen Profiliga der Frauen. Zwar gab es nur ein schmales 1:0 im Eröffnungsspiel der Liga am letzten Samstag in Washington D.C., doch das Duell der US-Weltmeisterinnen Mia Hamm (Washington Freedom) und Brandi Chastain (Bay Area Cyber Rays) hielt, was in ganzseitigen Anzeigen und zahlreichen Werbespots versprochen worden war: Es gab guten, spannenden Fußball, und ein Foul von Chastain an Hamm brachte den Elfmeter, den die Brasilianerin Pretinha zum Siegtreffer für die Gastgeber verwandelte. „Es war ein großartiger Tag für den Fußball“, sagte Brandi Chastain trotz ihres Missgeschicks. Die Zuschauerzahl von 34.148 war weit höher als erwartet, es musste sogar der Oberring des RFK-Stadions geöffnet werden, was bei den Partien von D.C. United in der Männerliga MLS nie der Fall ist. Ein guter Auftakt also für die aus acht Teams bestehende Liga, die am Wochenende mit den drei restlichen Partien des ersten Spieltages ihren Alltag beginnt.
Mit der WUSA steht der Frauenfußball jetzt auf dem Prüfstand. Für Gehälter zwischen 60.000 und 300.000 Mark pro Saison wurden die besten Spielerinnen der Welt geholt, die acht Mannschaften sind alle im Besitz von Medienunternehmern, die bis zu fünf Millionen US-Dollar pro Saison investieren. Die 20 US-Weltmeisterinnen, ergänzt durch Stars aus China, Norwegen, Deutschland, Brasilien, England, Mexiko, Kanada, Finnland, Island und Nigeria, sind das Personal, mit dem WUSA-Chef John Hendricks, Chef von Discovery Channel, Learning Channel und weiteren Kabelkanälen, bei 64 Millionen Dollar Einsatz in den nächsten fünf Jahren zeigen will, das der Frauenfußball einen Markt darstellt, der sich lohnt, abgegrast zu werden. „Warum eigentlich macht niemand richtiges Geld aus der Begeisterung von hunderttausenden von Fußballspielerinnen im Lande?“, hatte Hendricks nach Olympia 1996 in Atlanta und der Frauen-WM 1999 gefragt, bevor er selbst ans Werk ging.
Unterm Strich herrscht mit dem ersten Auftritt der WUSA, der live und im ganzen Land im Fernsehen übertragen wurde, Zufriedenheit ohne spektakuläre Schlagzeilen. „Es wird kein neues WM-Finale geben oder die überschäumende Begeisterung der olympischen Strandvolleyballspiele am Bondi Beach“, sagt Tony DiCicco. „Aber wir werden die Liga in einem sehr gesunden Umfeld zu einem Erfolg machen.“
Publikumsliebling Mia Hamm, die öffentliche Auftritte eigentlich wenig liebt, tourte in den letzten Tagen emsig durch die Fernsehstudios, aber auch die anderen Spielerinnen sind in die Marketingaktivitäten eingebunden. „Wir haben niemanden abgewiesen, der angefragt hat“, sagt Louise Waxler, Managerin von Washington Freedom. Mit Erfolg. Das Eröffnungsspiel der Frauen war besser besucht als das der 6. Saison der Männer-Liga MLS, zu dem sich 30.753 Fans der MetroStars im New Yorker Giants Stadium versammelt hatten. Allerdings ist es nach Einschätzung von Waxler ein anderes Publikum, das die Frauenspiele besucht. Jugendliche von 6 bis 18 mit ihren Eltern sowie aktive Fußballer sind vor allem die Zielgruppen von Washington Freedom. Wenig Resonanz erwartet Louise Waxler trotz zweier Brasilianerinnen im Team bei der lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppe, die das Gros der United-Fans stellt: „Lateinamerikaner interessieren sich kaum für Frauenfußball.“ Rund 7.500 Zuschauer pro Spiel sind für schwarze Zahlen in der Bilanz der WUSA nötig.
Doris Fitschen und ihre Philadelphia Charge greifen am kommenden Sonntag bei San Diego Spirit erstmals ins Geschehen ein. Bettina Wiegmann und Maren Meinert spielen tags zuvor ihr erstes Ligaspiel für die Boston Breakers in Greensboro bei Carolina Courage. Atlanta Beat mit seiner Chinesin Sun Wen empfängt die New York Power. R. HENNIES/MATTI
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