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Frauenarbeit ins Museum

■ Das Museum der Arbeit wird nun doch eröffnet / Themenschwerpunkt: Frauen & Arbeit / Planungen und Konzept vorgestellt Von Sven-Michael Veit

Bürgermeister Henning Voscherau hätte es am liebsten gar nicht haben wollen, sein Vorgänger Klaus von Dohnanyi hielt es „für wenig repräsentativ“: Das Museum der Arbeit (MdA). Allen Widerständen zum Trotz wird nach 15jähriger Planungsphase zum Jahresende das siebte staatliche Hamburger Museum eröffnet werden. Und es wird für ein bundesweites Novum sorgen: Erstmals in einem sozialhistorischen Museum wird die Rolle von Frauen in der Arbeit als integraler Ausstellungsteil begriffen.

Die „Geschichte der Geschlechterbeziehungen“ gilt den MuseumsmacherInnen als ein grundlegender Begriff für Sammlung und Vermittlung, die Rolle der Frauen in der Erwerbs- wie in der Hausarbeit als konzeptionelles Element. „Armut ist weiblich“: Ein Schlagwort, dessen Ursachen, Inhalte und Konsequenzen aus „dezidiert feministischer Perspektive“ im Museum untersucht werden sollen (siehe nebenstehendes Interview).

„Dieses Museum wird immer in Bewegung sein“, versicherte MdA-Direktor Prof. Gernot Krankenhagen gestern bei der Vorstellung der Planungen für die Eröffnung am Jahresende. Und das werde „es auch sein müssen“, denn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesellschaftlicher Entwicklungen sind die Themen dieses Museums; Themen des permanenten Wandels, die mit statischen Betrachtungsweisen nicht zu begreifen und noch weniger BesucherInnen zu vermitteln seien.

In Bewegung sind zunächst einmal vor allem die Bauarbeiter auf dem ehemaligen Gelände der New-York Hamburger Gummiwaaren-Compagnie (NYH) zwischen Bahnhof Barmbek und Osterbek-Kanal. Das zentrale Ausstellungsgebäude, ein vierstöckiges Fabrikgebäude der Jahrhundertwende, wird derzeit weitgehend umgebaut und museumsgerecht hergerichtet. 13,4 Millionen Mark hat der Senat für die Restaurierung des Backstein-Ensembles lockergemacht, weitere gut vier Millionen Mark für die Eröffnungsausstellungen sollen aus dem Etat der Kulturbehörde fließen. Gernot Krankenhagen ist „zuversichtlich, daß diese Zusage trotz aller staatlicher Sparrunden eingehalten wird“.

Eine komplette Druckwerkstatt, eine Anstecknadel-Fabrik und Teile einer ehemaligen Fischfabrik werden in dem Ausstellungsgebäude wieder errichtet, ein altes Kontor dient der Veranschaulichung des Wandels im Handel. Und auch die Geschichte der NYH selbst, mit der in Hamburg das Kunststoff-Zeitalter begann, soll aufgearbeitet werden.

Bis zum Herbst, hofft Krankenhagen, sei alles „unter Dach und Fach“. Und im Dezember könne das MdA dann faktisch eröffnet werden – als erstes Hamburger Museum nach mehr als 80 Jahren.

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